· 

Cahuita - an der Karibikküste

Wir haben uns für heute etwas Großes vorgenommen. Der Wecker klingelt schon sehr früh um 5:30 Uhr, denn wir fahren knapp eine Stunde später von Platanillo (Dominical) an der Pazifikküste über Cartago (bei der Hauptstadt San José) und Puerto Limón nach Cahuita weiter zur Karibik.

Für die Strecke von exakt 324 km werden wir insgesamt über 7 Stunden brauchen. Hier in Costa Rica beträgt die Maximalgeschwindigkeit 80 km/h, selten mal 90 km/h. Der erste Teil der Strecke führt uns zunächst über San Isidro zurück zur Gebirgskette Cordillera de Talamanca auf über 3000 m bergauf. Vor ein paar Wochen waren wir ja schon einmal hier und alles war sehr nebelig. Heute allerdings werden wir mit einer sehr klaren Sicht auf die verschiedenen Bergspitzen und die überwucherten Nebelwälder belohnt.

Wir müssen aber sehr aufpassen, um nicht einen der vielen Radfahrer zu übersehen, die heute unterwegs sind. Ticos lieben das Radfahren und es ist sonntags wohl zum Nationalsport geworden. Anders können wir uns die unzähligen Radfahrer nicht erklären.

Karte von Costa Rica, Copyright: Google Maps
Nun geht es an die Karibikseite von Costa Rica

Unser erstes Etappenziel ist Cartago, die alte Hauptstadt des Landes. Hier füllen wir nochmal schnell unsere Vorräte, sowie den Tank auf und schlagen den Weg nach Osten in Richtung Siquirres ein. Die Landschaft verändert sich schlagartig und erinnert mit seinen kleinen grasigen Hügeln und kleinen Wäldern doch sehr an die Eifel. Die Straße schlängelt sich regelrecht an den Hügeln vorbei und im Radio laufen englische Hits der 90er. Wir sind froh, dass wir mal einen Sender gefunden haben, der Musik spielt, die wir auch verstehen können. Plötzlich ertönen sehr bekannte Klänge an ein Lied, was wir Beide vor fast 3 Jahren sehr intensiv gehört haben: „So far away“ von Staind, unser Lied vom Hochzeitstanz. Ein irgendwie ganz besonderer kleiner Augenblick :)

Kurz hinter Siquirres biegen wir auf die einzige Straße Richtung Puerto Limón ab. Die Straße wird zurzeit verbreitert und somit können wir nur 30 km/h schnell fahren. Was wir nicht wissen ist, dass die Baustelle sich samt Geschwindigkeitsbegrenzung über die gesamte Strecke von 60 km nach Puerto Limón erstreckt. Wir haben das Gefühl, dass wir wahrscheinlich die Einzigen hier sind, die sich zumindest grob an die 30 km/h halten, denn wir werden unzählige Male in einem Affenzahn überholt. Es scheinen heute viele ungeduldige Menschen unterwegs zu sein. Selbstverständlich ist es ziemlich nervig über 60 km so langsam zu fahren, vor allem wenn die Sonne so gnadenlos brennt, aber einen Strafzettel wollten wir eben nicht kassieren.

Hinter Puerto Limón fahren wir direkt an der Küste weiter Richtung Cahuita, vorbei an vielen gut besuchten Stränden. Weil Sonntag ist, sind viele Ticos mit ihren Familien am Meer. Hier geht es etwas entspannter zu. Viele Einschränkungen aufgrund Covid wurden mittlerweile wieder aufgehoben und öffentliche Plätze, sowie Nationalparks sind generell wieder geöffnet und frei zugänglich.

 

Ein Hinweisschild am Straßenrand verspricht Gutes - hoffentlich sehen wir hier unsere ersten Faultiere.


Nach nicht mal einer Stunde kommen wir endlich total verschwitzt und etwas müde bei unserer Unterkunft bei Cahuita an und wollen nur noch eins: auspacken und duschen.

Alexandra, unsere Gastgeberin, begrüßt uns herzlich und erzählt, dass wir wieder mal die komplette Unterkunft für uns alleine haben, weil keine anderen Buchungen vorliegen. Sie vermietet ohnehin nur 2 Zimmer. Ihre zwei kleinen Hunde sind anfangs sehr skeptisch und bellen was das Zeug hält. Aber allzu lange dauert es nicht, bis sie sich an uns gewöhnt haben. Ein paar Tage später werden wir übrigens von Gästen zu Hundesittern, weil Alexandra spontan für ein paar Tage nach San José muss. Gut, dass wir vorher Freundschaft mit den Kleinen geschlossen haben :)

 

Cahuita ist ein unheimlich entspannter Ort, mit einem ganz speziellen Feeling. Überall ist es bunt, fröhlich und aus jedem Haus, Restaurant oder Bar dudelt Reggae Musik und es liegt oft ein süßlicher Marihuana Geruch in der Luft.

Die karibische Seite Costa Ricas hat einen großen jamaikanischen Einfluss, weil sie sich hier vor über 170 Jahren an der kompletten Karibikküste niedergelassen hatten. Sie wurden von den Ticos toleriert und so vermischten sich beide Völker zu einer ganz speziellen Kultur, was sich deutlich in ihrer Lebensart und auch im Essen widerspiegelt. Es besteht aus einer Vielzahl an Gewürzen und ist eine wahre Geschmacksexplosion, im Gegensatz zu den sonst etwas faderen Costa-ricanischen Speisen.

Eine weitere Besonderheit ist, dass im gleichnamigen Nationalpark viele Einheimische aus Cahuita mitarbeiten und sie bilden gemeinsam mit der Parkverwaltung das Parkkomitee. Dazu sollte man wissen, dass damals, als der Park 1978 gegründet wurde, viele Familien umgesiedelt werden mussten, damit dieses sensible Ökosystem geschützt werden konnte. So entstand überhaupt erst der heutige Ort Cahuita.

 

Parque Nacional de Cahuita


Für unseren Besuch im Nationalpark sind wir früh auf den Beinen. Bepackt mit ausreichend Proviant, genügend Wasser und Sonnenschutz stiefeln wir die knapp anderthalb Kilometer zum Eingang des Parks.

Nachdem wir dort unsere Hände gewaschen und desinfiziert haben, werden unsere Rucksäcke auf Plastikflaschen kontrolliert. Wie in vielen Nationalparks wird hier großen Wert darauf gelegt, keinerlei Einwegplastik mit in den Park zu nehmen. Wahrscheinlich wurden schon zu viele negative Erfahrungen gesammelt, dass Touristen ihren Müll gerne dort einfach hinterlassen. Traurig, dass heutzutage viele es immer noch nicht begriffen haben.

 

Was hängt denn da im Baum? Ein Faultier!

 

Heute scheint unser Glückstag zu sein, denn unsere Geduld zahlt sich aus und unsere Suche wird belohnt. Nach mehr als drei Stunden finden wir endlich das lang ersehnte dösende Faultier hoch oben in einer dichten Baumkrone. Ob es ein Zwei- oder Dreifinger Faultier ist, können wir leider nicht erkennen.

 

 

Neben dem Faultier kommen wir auch anderen Tieren ziemlich nahe. So schlendert einfach mal ein Waschbär seelenruhig auf uns zu, auf der Suche nach Futter.

 

 

Ein großer Nasenbär stolpert keine zwei Meter direkt vor uns aus dem Gebüsch und tapst über den Weg.


Kleine Kapuzineräffchen klettern direkt über unseren Köpfen und scheinen ein wenig für uns zu posieren. Ein putziger kleiner Kerl schleicht sich von hintern an uns heran, hangelt sich den Baum hoch und setzt sich auf Augenhöhe, um genüsslich seine Frucht zu mümmeln.

 

Immer wieder begleitet vom Gebrüll der Brüllaffen und zahlreicher blauer Riesenschmetterlinge (Blue Morpho) machen wir uns langsam nach über 6 Stunden im Nationalpark auf den Rückweg nach Cahuita.

Zwischendurch regnet es recht stark, sodass wir uns die Jacken und Ponchos überziehen müssen. Darunter schwitzen wir aber nur noch mehr, denn bei über 30 Grad steigt die schwüle Hitze sofort auf und alles klebt nur noch an einem. Aber der Regenschauer ist nur von kurzer Dauer.

Wenig später sind wir wieder am Meer und das klare, türkisblaue Wasser glitzert verführerisch in der Sonne und zum Glück ist das Baden hier im Park erlaubt, sodass wir auf unserem Rückweg einen Sprung ins kühle Nass wagen. Welch eine Wohltat.

Am Ende des Tages sind wir insgesamt fast 20 km gewandert.

 

Manzanillo

 

In den nächsten Tagen fahren wir noch etwas südlicher bis runter nach Manzanillo, dies liegt kurz vor der Grenze zu Panama.  Gerade als wir aus Cahuita raus gefahren sind, fahren wir an einem Obsthändler vorbei. Wir trauen unseren Augen kaum: auf einem Schild steht „3 Piña 1000 Colones“. Was so viel bedeutet wie „3 Ananas für umgerechnet 1,36€“. Bei diesem Angebot können wir einfach nicht nein sagen und decken uns ordentlich ein. Diese Früchte sind hier in Costa Rica überhaupt nicht zu vergleichen mit denen, die man in Deutschland bekommt. Sie sind reif, richtig süß, haben kaum Säure und sind einfach nur total lecker.

Bei Manzanillo gehen wir in das Wildschutzgebiet „Refugio National de Vida Silvestre Gandoca“, welches unmittelbar an der Küste liegt und im Südosten an der Grenze zu Panama endet. Über ein sehr verzweigtes Wegenetz kann man einen großen Bereich des Parks erkunden. Leider sind die Wege jedoch nicht so sehr gepflegt wie in anderen Parks und so ist man, vor allem nach einem Regenschauer, gut beraten Gummistiefel zu tragen, um nicht gänzlich im Schlamm zu versinken.

Wir sind hier etwa 2 Stunden gewandert und konnten neben einem Faultier auch wieder ein paar Kapuzineräffchen beobachten. Im Anschluss freuten wir uns vor allem darüber, unsere schlammigen Füße im Meer reinigen zu können. :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0