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Geisterstädte und Expeditionen

Nach einem viel zu kurzen, aber dennoch ereignisreichem Wochenende bei Jessica und Jason in Kansas, brechen wir weiter Richtung Osten auf. Unser nächstes größeres Ziel ist der Great Smoky Mountains Nationalpark, der teilweise in Tennessee und North Carolina liegt. Wenn man einen Blick auf die Karte wirft, erkennt man, dass wir wieder einmal eine weite Strecke von etwa 1.300km vor uns haben. Aber wir haben keine große Lust uns abzuhetzen und legen ein paar schöne Zwischenstopps auf unserer Route zum Nationalpark ein.

Wir haben auch ziemliches Glück mit dem Wetter, denn es bleibt bei der Hitze noch angenehm trocken.

Kartenausschnitt MIttelstaaten USA, Copyright Google Maps
Unsere Route ab Galena/Kansas bis zum Great Smoky Mountains Nationalpark

Unseren ersten Halt legen wir für eine Nacht noch in Missouri beim Rippee State Wildlife Management ein. Der Platz ist bei den Amerikanern als Tagesausflugsziel sehr beliebt, weil am dortigen Fluss gebadet und „getubt“ werden kann. Es scheint als hätte sich dort leider aber auch mal wieder eine große Familie als Dauercamper eingerichtet, denn der Platz sieht dementsprechend aus.

Ein paar Meter weiter auf der anderen Flussseite finden wir einen halbwegs schattigen und hoffentlich ruhigen Platz, wo wir unser Nachlager aufschlagen. Nur ein anderes Pärchen campt ebenfalls hier.

Viel machen wir heute nicht mehr, denn wir sind noch ziemlich K.O. vom SilverDollar City Freizeitpark und die sengende Hitze von immer noch über 35 Grad macht uns ganz schön zu schaffen. Kein Lüftchen weht uns um die Ohren.

Als wir etwas später uns noch ein wenig die Füße vertreten, begegnet uns das Pärchen und lässt seine Hunde frei herumlaufen. Leider ignorieren sie uns, als ihre Hunde auf uns zu kommen und anfangen uns anzuspringen. Dafür haben wir kein Verständnis.

Glücklicherweise schlagen sie ihr Nachtlager noch am selben Abend ab und ziehen weiter. Ihren Müll nehmen sie aber leider nicht mit.

Am nächsten Morgen, nach einer warmen Nacht mit wenig Schlaf, parken wir unser Auto als erstes in den Schatten um.
Nach einer kühlen Dusche und einem kleinen Frühstück brechen wir dann auf. Es wird wieder ein sehr heißer Tag.

Es geht südwärts und wir überqueren bald die Grenze in den Bundesstaat Arkansas.

 

Rush Historic District

 

Noch im nördlichen Teil des Staates machen wir einen Abstecher zum „Rush Historic District“, einer Geisterstadt und alten Zinkmine.

Zwischen 1880 und 1940 florierte hier der Zinkabbau und „Rush“ spielte so eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Eisenbahnnetzes in den Mittelstaaten.

15 verschiedene Minen wurden über die Jahre tief in den Berg gegraben und beschäftigten zeitweise über 2000 Menschen im Bergbau. Nebenher entstand eine Gemeinschaft mit Ärzten, Schmieden, Hotels und Geschäften.

Im Laufe des ersten Weltkriegs stieg der Bedarf an Metallen stark an und verhalf Rush zu einem regelrechten Boom. Als der Bedarf mit Kriegsende urplötzlich zusammenbrach, bedeutete dies allerdings auch das Ende der Minenstadt. Zwar wurde bis 1940 noch weiter in kleinen Rahmen Zink gefördert, es hatte aber keinen wirtschaftlichen Erfolg mehr.

Die Minenschächte sind heute gut versiegelt, ein Betreten ist leider nicht möglich.

Wegbegleiter

 

Auf dem Rückweg von unserer etwa 3-stündigen Wanderung durch den Geister-Bezirk krabbelt Aron plötzlich ein „Stick Insect“ auf den Schuh. Zu deutsch: Stabheuschrecke oder auch „Gespenstschrecken“
Sie wird uns heute noch bis zum Auto begleiten, wo wir sie schließlich auf einem Baum wieder aussetzen.

 

Hitze und Moskitos

 

Später am Abend finden wir in Arkansas glücklicherweise noch ein Freecamp an einem See, dem Bayou Des Arc State Game Park. Es wird mittlerweile zunehmend schwieriger kostenlose Camps zu finden, weil ein Großteil des Landes nun Privatgrundstücke sind.

Auch hier ist die Hitze bei fast 40 Grad kaum zu ertragen. Unser Van ist zwar anfangs noch angenehm kühl, heizt sich aber ziemlich schnell auf.

Abends können wir uns auch kaum draußen aufhalten geschweige denn kochen, da wir regelrecht von Moskitos überfallen und zerstochen werden, selbst das Mückenspray hilft nicht wirklich.

Tja, machen wir eben das Beste draus und sitzen und essen im Van, trinken was Kühles und erfreuen uns an jedem Luftzug der durch die Moskitonetze dringt.
That’s Vanlife :)

Am nächsten Morgen ist die kühle Dusche umso schöner. Wir sind wieder früh auf den Beinen, denn wir wollen nur noch hier weg, bevor die Moskitos wieder über uns herfallen.

 

Meriwether Lewis

 

Wir sind kurz vor Memphis, Tennessee, als der Verkehr immer dichter wird. Hier in der Großstadt sind die Straßen ziemlich voll und verstopft. Es dauert ein wenig bis uns wir unseren Weg hindurch gekämpft haben. Wir sind ja schon früh los, sodass wir genügend Zeit haben, die weite Strecke von insgesamt 435 km bis zum nächsten kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit zurückzulegen.
In Tennessee sind noch weniger Freecamps zu finden, als in den westlichen Mittelstaaten davor.

Wir finden ein tolles Camp mitten im Wald bei Hohenwald am Meriwether Lewis National Monument. Der Platz ist sehr groß mit vielen Campingbuchten, aber zu unserer Überraschung kaum besucht. Hier und da sind ein paar Plätze belegt, man kann sich aber noch ein ruhiges Plätzchen aussuchen.

Der Platz ist nach Meriwether Lewis benannt und ein historischer Ort der amerikanischen Geschichte. Meriwether Lewis war ein Entdecker, der zusammen mit William Clark von 1804-1806 eine Expedition zum Pazifik quer durch die USA unternahm. Diese ist auch unter dem Namen „Lewis und Clark Expedition“ bekannt.

Das Monument wurde ihm zu Ehren errichtet, da er dort in einer Taverne gewaltsam zu Tode gekommen ist. Dieses alte Gebäude steht dort heute immer noch.

Hier gefällt es uns so gut, dass wir beschließen ein paar Tage zu bleiben. Auch die Temperaturen sind hier wieder etwas angenehmer, manchmal regnet es sogar ein bisschen und so nutzt Aron die Zeit ausgiebig zum laufen. Abends sammeln wir Feuerholz und kochen am Lagerfeuer.

 

Lara informiert sich noch über die Übernachtungsmöglichkeiten und Aktivitäten für unseren anstehenden Besuch im Great Smoky Mountains Nationalpark. Sie hat Glück und kann noch drei Nächte auf zwei verschiedenen Campingplätzen direkt im Nationalpark ergattern.
Weil wir erst in zwei Tagen dort sein müssen und der Weg dorthin mit 460 km noch sehr weit ist, werden wir wieder einen Zwischenstopp auf halber Strecke einlegen.

Bei unserer Routenplanung hangeln wir uns auf unserer Strecke gerne von Freecamp zu Freecamp. Das spart nicht nur Geld, sondern man sieht auch Ecken des Landes, die nicht jeder kennt. Meistens sind die Strecken zwischen den Camps kürzer, aber wenn es nur wenige kostenlose Plätze gibt, müssen wir halt mehr auf einmal fahren. Manchmal geht es eben nicht anders - im Gegenzug spart man halt auch die Übernachtungskosten für Motel oder Campingplatz.

Wir schlagen unser nächstes Nachtlager in der Nähe des Cumberland Rivers auf. Der Platz liegt in der Nähe des namensgebenden Flusses auf einer kleinen Lichtung. Direkt am Flussufer können wir nicht mit dem Van stehen, weil wieder mehrere verlassene Zelte dort stehen. Wir fragen uns, warum Menschen einfach so ihr Zeug und Müll zurücklassen. Für uns ist das unvorstellbar.

Mitten auf der Lichtung finden wir einen schönen Platz direkt unter einem Baum. Hier werden wir bleiben. Im Schatten des Baumes lässt es sich trotz der Hitze gut aushalten.

Es ist noch früh und mit unseren Wertsachen bepackt spazieren wir noch am Fluss entlang bis es schließlich so matschig wird, dass wir umdrehen müssen. Wir spazieren noch am Camp vorbei eine Straße hinauf und kommen an ein paar Häusern und Weiden vorbei. Dort stehen zwei riesige Kaltblüter mit großen Köpfen und beäugen uns neugierig.

Bevor es zu dämmern anfängt, machen wir uns auf den Rückweg zum Van, denn wir würden gerne noch im Hellen anfangen zu kochen.

Am nächsten Morgen wachen wir nach einer recht erholsamen Nacht mit der aufgehenden Sonne auf.

Bis zum Great Smoky Mountains Nationalpark ist es nicht mehr so weit und da wir erst mittags unseren Campingplatz beziehen können, läuft Aron noch eine schnelle Runde und Lara wäscht ein paar Kleidungsstücke durch.

Solche Kleinigkeiten müssen zwischendurch eben auch mal erledigt und manchmal auch etwas geplant werden.
Wir haben nicht immer genügend Zeit, Sonnenschein zum trocknen der Wäsche und Wasser zur Verfügung.

Aber da wir in ein paar Stunden unsere Wasservorräte wieder im Nationalpark auffüllen können, steht dem Ganzen nichts im Wege.

 

 

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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