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Die Galápagos Inseln - Isla Isabela

Nach einer ganzen Woche auf Santa Cruz ziehen wir heute weiter nach Isla Isabela, der größten Insel des Archipels.

Es gibt zwei Möglichkeiten für das „Inselhopping“, entweder man fliegt mit dem Kleinflugzeug oder fährt mit der Fähre.
Wir haben uns für die langsamere und vor allem günstigere Variante übers Wasser (28 USD) entschieden. Der Transport mit der kleinen Propellermaschine ist mit Sicherheit sehr reizvoll, da man von oben einen sehr tollen Blick auf das Archipel bekommt, jedoch hat ein One-Way-Ticket mit über 400 USD/Person auch seinen stolzen Preis. Vor allem ist nur ein einziges Gepäckstück mit maximal 12 kg erlaubt. Das passt bei uns vorne und hinten nicht. :)

So fällt uns die Entscheidung nicht schwer und außerdem ist eine Fahrt mit dem Boot mindestens genauso schön wie fliegen.

Das Wasser in den Häfen ist hier teilweise so flach, dass größere Boote nicht direkt anlegen können. Damit die Passagiere vom Festland überhaupt zur Personenfähre gelangen können, müssen sie zuerst in ein kleines Wassertaxi einsteigen, welches sie sicher dorthin bringt. Diese kurze Überfahrt kostet zwischen 0,50 USD und 1 USD pro Person. Also sollte man immer etwas Kleingeld dabei haben. Dies gilt für alle Häfen auf den 3 Hauptinseln der Galápagos.

Heute ist das Wetter trotz Sonnenschein etwas windiger und das offene Meer dementsprechend rau. Die zweieinhalb stündige Fahrt mit dem Boot über das stürmische Meer ist deshalb ziemlich holprig.

Ein paar größere Wellen bringen das sportliche Boot ordentlich ins Schaukeln, was uns aber umso mehr Spaß macht. Mit 600 PS am Heck hat man sicher genug Vortrieb. Kurz vor Isla Isabela beruhigt sich das Meer zusehends, sehr zu unserer Freude, denn so langsam schmerzt der Rücken von den permanenten Aufschlägen.

Das klare Wasser leuchtet hier direkt an der Küste wieder richtig türkis und durch den Sonnenschein strahlt es umso heller. Wir können kaum den Blick davon abwenden. Erste Seehunde tummeln sich um das Boot herum. Die gibt es hier einfach überall.

Bevor wir uns auf den Weg zum Hotel machen können, werden alle Passagiere direkt am Hafen vom Personal des Nationalparks nochmals aufgefordert, den Reisepass vorzulegen.

Die Daten werden handschriftlich notiert und wir müssen 10 USD pro Person bezahlen, eine separate Gebühr für die Isla Isabela. Das war uns nicht bewusst, dass bei einem Wechsel der Insel nochmals eine Gebühr entrichtet wird, obwohl wir ja schon bei Ankunft auf den Galapagos Inseln 100 USD Eintritt bezahlt haben, zzgl. der 20 USD für das TCT. Naja, hoffentlich passiert das jetzt nicht bei jeder Insel, die wir betreten.

Gerade haben wir unsere ersten Schritte auf Isla Isabela hinter uns, da sehen wir auch schon den ersten Pinguin im Wasser neben dem Steg schwimmen und unsere „miese“ Laune über die zusätzlichen Gebühren ist wie weg geblasen.

Was für ein schöner Anblick und wie elegant sich dieses kleine Tier im Wasser fortbewegt.

Nach ein paar Minuten reißen wir uns von diesem faszinierenden Tier los und machen uns auf den Weg zu unserem Hotel. Weit kommen wir allerdings nicht, denn neben uns hält plötzlich ein Taxi, aus dem jemand ein Schild in die Höhe hält. Arons Name steht drauf. Jackson, unser Gastgeber, steigt breit grinsend aus dem Taxi und sammelt uns ein.

Gleich nachdem wir unsere Rucksäcke ins Hotel gebracht haben, nimmt uns Jackson zu einem kleinen Stadtrundgang mit. Er erzählt uns die wichtigsten Dinge, zum Beispiel wo welcher Supermarkt ist, welche Restaurants gut sind und was es für kostenlose Aktivitäten gibt.

Als wir etwas später mal einen genaueren Blick ins Gästebuch des Hotels werfen, stellen wir fest, dass letztes Jahr (2020) kein einziger Tourist hier war. Auch 2021 hatten sich gerade mal ein Dutzend Touristen hier eingebucht und auch jetzt sind wir wieder mal alleine im Hotel.

Was für eine schwere Zeit das für Jackson und seine Frau gewesen ist, können wir nur erahnen. Kurz vor der Pandemie befanden sie sich mitten im Ausbau ihres kleinen Hotels. Der Rohbau, der auf dem fertigen Erdgeschoss sitzt, wird noch lange brauchen, bis er fertig gestellt werden kann.

Aber die positive Ausstrahlung und Einstellung von den Beiden ist einfach nur toll und lenkt völlig von dem Baustopp ab. Man fühlt sich sehr familiär aufgehoben.

Puerto Villamil, der kleine Küstenort auf Isla Isabela, wirkt sehr verschlafen und tiefenentspannt. Mittags sind alle Geschäfte geschlossen und es wird eine Siesta eingelegt. Die Zeit läuft hier einfach langsamer.

Es sind auch kaum Touristen unterwegs. Viele kommen eher als Tagestourist von den Nachbarinseln her oder bleiben maximal 2 Nächte. Gefühlt befinden sich vielleicht gerade mal 20 Touristen auf der Insel.

Auf Isabela gibt es direkt in Stadtnähe viele schöne Orte kostenlos zu entdecken, die auch fußläufig erreichbar sind. Wir haben eine ganze Woche auf der Insel und werden am Ende tatsächlich keine einzige Tour gebucht haben. Alle Tiere, die wir sehen wollten, haben wir auch ohne Guide entdeckt.

Flamingos

 

Über einen gut ausgebauten Wetland Trail kommt man auf einem Holzsteg an gleich 4 kleinen Seen vorbei, in denen sich von Zeit zu Zeit Flamingos niederlassen, um in den flachen Gewässern auf Nahrungssuche zu gehen. Wir haben heute Glück und sehen gleich eine große Gruppe der scheuen, aber wunderschönen pinken Vögel. Auf dem Weg dorthin mussten wir aber auch an einer großen Gruppe Meeresechsen vorbei, die sich hier auf dem Steg zum Sonnenbad niedergelassen haben.

Mura de los Lágrimas - Wall of Tears

 

Für die Wanderung zur „Mura de los Lágrimas“ oder auf englisch „Wall of Tears“ benötigt man schon etwas mehr Ausdauer.


Der Fußweg misst von Puerto Villamil mit Hin-Rückweg etwa 16km. Für uns kein Problem, wir starten früh am Tag um der Mittagshitze zu entgehen. Man kann sich alternativ für etwa 10-15 USD am Tag aber auch ein Mountainbike leihen und den Weg mit dem Rad fahren.

Die Wall of Tears ist eine aus losen Vulkanfelsen errichtete Mauer und wurde zwischen 1946 bis 1959 von Gefangenen gebaut. Der Grund ist nicht bekannt, wahrscheinlich jedoch um sie beschäftigen oder um sie zu drangsalieren.
Damals gab es hier auf Isla Isabela ein Gefängnis, von dem heute aber nichts mehr zu sehen ist. Nur die Mauer ist als altes Relikt übrig. Bei dem Bau der Mauer sind viele der Gefangenen ums Leben gekommen. Einer Legende nach, wodurch auch die Mauer ihren Namen bekam ist, dass man das Jammern der verletzten und sterbenden Gefangenen heute noch hören kann, wenn man ganz leise ist.

Bereits auf dem Wanderweg zur Wall of Tears gibt es aber auch allerhand zu sehen, so kommen wir neben den vielen Meeresechsen (Marina Iguanas) auch an gleich 4 Galápagos Riesen-Schildkröten vorbei. Unbeschreiblich, sie mal aus nächster Nähe (bitte immer 2m Mindestabstand) und in freier Wildbahn beobachten zu können. Kommt man ihnen zu nah, können sie aggressiv fauchen und werden in die für Schildkröten typische Schutzhaltung gehen, indem sie ihren Kopf in den Panzer zurück ziehen.

An diversen Abzweigungen kommt man auch immer wieder an kleine versteckte Strandabschnitte, die von Meeresechsen und Seelöwen belagert werden, sowie an Höhlen und Sinkholes vorbei. An manchen Stellen mussten wir uns durch zugewucherte Mangroven kämpfen. 

Concha Perla

 

Ein Tipp von unserem Gastgeber Jackson war früh morgens zur kleinen geschützten Bucht „Concha Perla“ zu gehen, noch bevor im Laufe des Vormittags dann Tagestouristen ankommen.

Die geschützte kleine Bucht neben dem kleinen Hafen hat meist ruhiges Wasser und ist ein wahres Paradies zum Schnorcheln. Das Schnorchel-Equipment leihen wir uns für 5 USD pro Person in einer Tauchschule aus.


Bereits auf der kleinen Plattform am Wasser liegen viele Meeresechsen und Seelöwen und genießen die Wärme der aufgehenden Sonne.


Wir sind ganz allein mit den Tieren, an Land wie auch im Wasser.


Neben grünen Meeresschildkröten sehen wir die farbenfroheren Hawksbill-Meeresschildkröten
Es ist so schön, direkt neben ihnen zu tauchen und sie beim Fressen oder Luftholen zu beobachten

Manta-Rochen ziehen an uns vorbei und auch ein kleiner Octopus versteckt sich gut getarnt in einer Höhle. Als wir ihn versehentlich aufscheuchen, wechselt er hektisch die Farbe von braun auf schwarz und wieder zurück.

Wir haben heute auch unsere erste Begegnung mit Seelöwen unter Wasser. Neugierig tauchen sie neben uns auf und schwimmen geschickt über und unter uns herum. Die Tiere scheinen keine Scheu zu haben und kommen einem bis auf wenige Zentimeter nah. Zuerst haben uns ganz schön erschreckt, aber man merkt schnell, dass die Tiere nur neugierig und total verspielt sind.

Auch Pinguine tauchen wieder in einer kleinen Gruppe auf.

Leider haben wir noch keine Unterwasserkamera, nach dieser Erfahrung denken wir aber über eine Anschaffung nach :)

Auf Isabela gibt es mehr Tiere als Menschen

 

Auf Isabela, wie eigentlich auf allen Inseln der Galápagos, muss man tatsächlich keine weite Touren unternehmen um Tiere zu sehen. Selbst am Hafenbecken tummeln sich unzählige Seelöwen im Wasser und liegen faul auf dem Steg herum.

Meeresschildkröten schwimmen gelassen ihre Runden und fressen Algen vom Rande des Holzstegs. Dass wir nur wenige Zentimeter daneben sitzen, stört sie kaum. An einem Aussichtsturm unweit des Hafens ist ein Brutgebiet der Meeresechsen. Unzählige junge Echsen klammern sich hier an den Felsen.

Aron läuft morgens regelmäßig seine Runde an dem Küstenwanderweg und entdeckt jeden Tag viele Riesen-Schildkröten in der Morgensonne. Manchmal blockieren sie regelrecht den schmalen Wanderweg und man kommt nicht herum, sich nahe an ihnen vorbei zu schleichen.

Wäre da nicht das Müllproblem...

 

Leider hat das kleine Paradies aber auch seine Schattenseiten. So sehr die Regierung und die Behörden rund um den Nationalpark auch bemüht sind die Tierwelt zu schützen, so liegt dennoch reichlich Müll in der Natur. Auf unseren Wanderungen, besonders durch die von Lavagestein geprägte Landschaft im Inselinneren, werden wir immer wieder Zeugen von wilden Müllabladeplätzen und allerlei Plastikresten.

Mal etwas hier im Busch, mal etwas dort am Straßenrand und im Wasser und darunter vor allem immer wieder Einweg-Plastiktüten. Die Einfuhr von Plastiktüten ist für Touristen verboten, das Gepäck wird darauf sogar untersucht. Auf den Inseln selbst wird man aber in den Geschäften regelrecht mit Plastiktüten überhäuft. Selbst beim Bäcker gibt es die Brötchen in Plastiktüten. Auch beschichtete Einweg-Thermobecher finden sich in den Cafés. Hier gibt es definitiv noch viel nachzuholen.

 

Nach einer Woche auf Isabela geht es weiter auf die Isla San Cristobal. Hierfür nehmen wir wieder ein Taxiboot. Die Reise wird wieder über die Isla Santa Cruz gehen, auf der wir umsteigen müssen.

 

 

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

 

 

 

 

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