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Brötchen, Bären und Skorpione

Wir sind in North Carolina unterwegs.
Es ist diesmal schon recht spät am Nachmittag, aber das nächste Freecamp ist zum Glück nun nicht mehr weit und liegt am „Chattooga River“, der die beiden Staaten Georgia und South Carolina voneinander trennt. Um dorthin zu gelangen, müssen wir North Carolina südlich verlassen, kurz nach Georgia und dort die nordöstliche Spitze bis hin zur Grenze nach South Carolina durchqueren.

Es geht noch knapp eine Stunde über eine enge, sich windende Serpentinenstraße durch die Berge. Es regnet etwas, die Straße ist rutschig und die Fahrt ungemütlich.  

Der Zufahrtsweg hinunter zum Fluss liegt gerade eben auf der Seite South Carolinas und ist etwas eng und holprig. Der Asphalt weicht und die Straße wird zu einer matschigen Buckelpiste, aber der Van kann das. Wir haben zum Glück genug Bodenfreiheit. Nun kommt auch die Sonne endlich raus.

Unten am Fluss angekommen wird der Weg wieder breiter und es finden sich tatsächlich ein paar größere Parkbuchten zum Übernachten.

Heute sind hier viele Tagesausflügler zum Angeln unterwegs und dementsprechend einige Autos geparkt. Etwas abseits der Angler schlagen wir unser Nachtlager fast ganz am Ende des Weges auf.

Leider finden wir auch hier wieder sehr viel Plastikmüll und verbrannte Reste, der einfach achtlos in der Natur entsorgt wurde. Scheinbar ist vielen Menschen der Aufwand ihre Verpackungen wieder mitzunehmen zu anstrengend, sodass sie es lieber einfach liegen lassen oder sogar weit in den Wald hineinwerfen :(

Überfüllte Mülltonne auf einem Campingplatz
Müll, Müll und noch mehr Müll. Hier war außerdem offenbar schon ein Tier zugange

Wir überlegen den schmalen und schlecht befestigten Weg noch weiter durch zu fahren, für eine Übernachtung mit etwas mehr Privatsphäre. Zu Fuß erkunden wir den nächsten Kilometer, entscheiden uns aufgrund der Witterung und dem immer matschiger werdenden Weg dann aber doch dagegen. Wir arrangieren uns mit dem Müll, es ist ja nur für eine Nacht. Generell haben wir uns auch angewöhnt, mehr Müll mitzunehmen, als wie wir herbringen.

Wir bringen die Moskitonetze am Heck des Vans an und lassen die Türen heute Nacht wieder offen. Die Nacht wird glücklicherweise so nicht zu heiß, sodass wir morgens recht erholt aufwachen. Solange es noch kühler ist, schnürt Aron seine Laufschuhe für eine kurze Runde durch South Carolina am Chattooga River entlang.

Nachdem wir gefrühstückt, geduscht und alle Sachen wieder gut im Van verstaut haben, brechen wir noch am Vormittag auf.

Nur ein paar Kilometer weiter machen wir bei den Yellow Branch Falls Halt, um ein wenig zu wandern, bevor es schließlich zu heiß wird. Die Sonne brennt schon jetzt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel hinunter.

Der Wanderweg zu den Wasserfällen führt durch einen dicht bewachsenen Laubwald, der uns endlich wieder Schatten und Kühlung spendet. Kurz vor dem namensgebenden Wasserfall, suchen wir noch etwas abseits des Pfades nach einem Geocache. Die Koordinaten befinden sich etwas höher als der Weg. Aron steigt kurzerhand die paar Meter durchs bewachsene Dickicht hinauf und findet schließlich die gut getarnte Munitionskiste. Gerade noch rechtzeitig, bevor andere Wanderer um die Kurve stapfen.

Die Wasserfälle haben wir nach ein paar Minuten aber doch ganz für uns allein.

Wieder an unserem Van angekommen, sind wir froh aus den dicken Wanderschuhen rauszukommen, denn es ist mittlerweile extrem heiß. Die Tage zuvor hatte es gut geregnet und so fühlt sich Luft einfach nur noch feucht-warm an.

German-Town "Helen"

 

Auf unserem Weg zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit, welche von hier aus westwärts im Bundesstaat Georgia liegt, stocken wir wieder unsere Vorräte auf und statten einer Coin-Laundry (Wäscherei) einen Besuch ab. Danach geht es nach „Helen“.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto bergiger und bewaldeter wird es.
Als wir Helen erreichen, denken wir zunächst, dass wir zu weit gefahren sind. Es ist plötzlich alles anders als erwartet…

Das Stadtbild ist gesäumt von Fachwerkhäusern, Geschäften die Lederhosen und Dirndl anbieten, Restaurants mit deutschem Essen und einigen europäischen Supermärkten. Sind wir nicht eigentlich in den USA?

Früher mussten sich hier deutsche Auswanderer niedergelassen haben.
Und weil die Amerikaner ja bekanntlich auf „deutsche Kultur“ stehen, zumindest das, was sie denken, was deutsche Kultur ausmacht, wurde aus der Siedlung kurzerhand ein Ferienort mit künstlich wirkenden Häusern und gut gemachten, total unechtem Flair. Auf den ersten Blick ein Graus.

Camp in den Bergen

 

Wir lassen Helen nun aber erst einmal hinter uns und fahren etwas außerhalb der Stadt hoch in die Berge, um uns einen der kostenlosen Wildnis-Stellplätze zu sichern.

Der Weg gleicht einem steilen ansteigenden, platt gefahrenen, breitem Forstweg, der mitten durch den Wald gebahnt wurde. Bei fast 800 Höhenmetern angekommen, sind hier die Temperaturen mit knapp 26 Grad aber auch wieder deutlich angenehmer als die Tage zuvor.

Wir stellen uns auf einer Anhöhe einfach rückwärts in eine größere Parkbucht am Waldweg. Diesen Platz haben wir für uns ganz allein, so haben wir es eingentlich auch am liebsten.

Bären und Gnitzen

 

Während Lara das Abendessen vorbereitet, vertritt Aron sich noch etwas die Füße und erkundet die Gegend. Er macht dabei eine Begegnung der anderen Art.


Nur ein paar hundert Meter von unserem Van entfernt, spaziert er nichts ahnend am Wald entlang. Plötzlich knackt es laut im Dickicht, Aron hält inne und versucht etwas durch das Gestrüpp zu erkennen. Nach ein paar Sekunden traut er seine Augen nicht: keine 10 Meter von ihm entfernt steht ein ausgewachsener Braunbär im Abhang auf seinen Hinterbeinen und regt die Nase in die Luft. Er schnüffelt in seine Richtung, schätzt so die Gefahrenlage ab.
Aron bleibt ganz ruhig, aber sein Herz klopft wie wild!

Es bleibt ihm nichts anderes übrig als langsam und so wenig bedrohlich wie nur möglich weiter zu gehen, den Blick immer auf den Bären gerichtet. Die Dose Bärenspray ist übrigens bei Lara im Van… Prima!

Der Bär bleibt noch etwas stehen und schaut hinterher, scheint jedoch kein Interesse an ihm zu haben und ist so schnell er auftauchte dann auch wieder verschwunden. Sowas erlebt man auch nicht alle Tage!

Wieder am Van angekommen berichtet er Lara von seiner Begegnung der pelzigen Art. Wir sind froh, dass dabei nichts passiert ist und schauen hier insbesondere beim Kochen lieber zweimal hin, ob wir Besuch aus dem Wald bekommen.  

Leider können wir unser Abendessen heute auch nicht so richtig genießen, denn zu unserem Ärgernis schwirren unzählige kleine „Gnitzen“ durch die Luft, wohl auf der Suche nach Blut.

Sie scheinen es auf uns abgesehen zu haben, denn die kleinen, fliegenartigen Plagegeister piksen uns permanent in die Haut. Kurz danach entsteht überall wo sie beißen, ein kleiner roter Fleck, der am nächsten Morgen zu roten Knubbeln heranwächst. Unsere Arme und Beine sind davon übersäht und jucken extrem! Wir werden noch die nächsten Tage Spaß damit haben.

Heute Nacht bleiben die Türen vom Van geschlossen. Gnitzen und Bären bleiben also draußen!

Arons Fuß, von kleinen Gnitzen zerbissen
Arons Fuß, von kleinen Gnitzen zerbissen

Auf zum Bäcker

 

Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen, um noch vor dem Frühstück so schnell wie möglich vor den Gnitzen zu fliehen.

Am Fuß des Berges fahren wir wieder in das kleine Städtchen Helen und trauen unseren Augen kaum: hier gibt es eine deutsche Bäckerei, die wir am Vortag gar nicht gesehen haben. Die Entscheidung fällt in Sekunden und wir stellen den Van auf den letzten freien Parkplatz im Hinterhof ab. Voller Hoffnung auf deutsches Brot, betreten wir die Bäckerei und es weht uns mit dem Öffnen der Tür direkt ein wunderbarer Geruch entgegen. Es duftet herrlich nach den verschiedensten Brotsorten

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Die Bäckerei ist sehr gut besucht und so müssen wir uns in eine lange Schlange einreihen, bevor wir unsere Bestellung aufgeben. Einige Dollar ärmer, aber mit einer dicken Brötchentüte bewaffnet, machen wir es uns gleich auf dem Parkplatz hinten im Van gemütlich und frühstücken ausgiebig auf unserem kleinen Bett. Der tolle Geschmack treibt uns fast Tränen in die Augen, so lecker sind die Brötchen. Es schmeckt eben ein gutes Stück nach Heimat!

Wir können der Versuchung kaum widerstehen, uns für die nächsten Tage mit Brötchen einzudecken. Wir entschließen uns aber dann doch nur ein paar Laugenbrezel mitzunehmen.

Mal den Wind aus den Segeln nehmen...

 

Vom täglichen Lagerwechsel haben wir momentan etwas die Nase voll und so wollen wir nun mal ein paar Tage entschleunigen und mehrere Nächte am selben Fleck bleiben. Es zieht uns knapp 60 Kilometer weiter südwestlich zum Jake Mountain am Rande des Chattahoochee National Forest.
Wir sind immer noch in Georgia, etwas nördlich von der Großstadt Atlanta, aber mitten im Wald.

Hier ist es ruhig und abgelegen. In den nächsten Tagen kommen so gut wie keine Menschen vorbei. Wir unternehmen ein paar kurze Ausflüge und erkunden die Gegend. Am nächsten Tag bekommen wir Besuch von einem Polizisten, der hier einmal die Woche nach dem Rechten sieht. Schnell kommen wir ins Gespräch und bekommen so noch ein paar Wandertipps für die nähere Umgebung von ihm. Netter Kerl!


Vor unserem Van entdecken wir an einem Holzstück noch einen kleinen Skorpion, der aber sehr scheu ist und sofort das Weite sucht. Bären scheint es hier nicht zu geben, so bleiben nachts wieder die großen Hecktüren des Vans offen und wir werden von einer leichten kühlen Brise mit in den Schlaf genommen.

 

 

 

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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