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Tortuguero

Nach vier Wochen in Costa Rica haben wir heute den Leihwagen in Puerto Limón abgegeben.

Erst einmal brauchen wir nun aber auch kein Auto mehr, denn unser nächstes Ziel heißt Tortuguero im Norden der Karibikküste. Der einzige Weg dorthin führt über das Wasser.

Von der nahegelegenen Hafenstadt „Moin“ geht es mit dem Langboot knapp 80km immer nordwärts über Wasserkanäle und mitten durch den dicht bewachsenen Regenwald. Manchmal ist der der Kanal mit rund 50m sehr breit und an anderer Stelle windet er sich gerade mal mit ein paar Metern richtig eng durch den Dschungel. Das Gekreische der Brüllaffen in den Baumkronen begleitet uns immer wieder und gibt der ohnehin schon abenteuerlichen Fahrt den letzten Schliff. Die Zivilisation lassen wir hier zumindest gefühlt erst einmal hinter uns.

Insgesamt werden wir über 3,5 Stunden unterwegs sein. Das Boot darf an vielen Stellen nur Schrittgeschwindigkeit fahren, denn neben allerlei toten Bäumen als Gefahr unter Wasser, gibt es hier noch Seekühe (Manatees), die es zu schützen gilt. Gesehen haben wir leider keine.

Tortuguero ist ein Dorf, was direkt neben dem gleichnamigen Nationalpark und unmittelbar an der Karibikküste liegt. Mangels fehlender Straßen von der übrigen Zivilisation abgeschnitten, können sämtliche Waren nur über den Wasserweg transportiert werden, was das Einkaufen, insbesondere Lebensmittel, natürlich recht teuer gestaltet. Selbstversorger sind also gut beraten ein paar Vorräte mitzubringen.

Übersetzt bedeutet der Name Tortuguero „Schildkrötenjäger“.
Früher wurden hier die Grüne Meeresschildkröte und auch die Lederschildkröte sehr stark bejagt, die Eier und auch das Fleisch der Tiere wurden verzehrt, die Panzer zu Schmuck verarbeitet und verkauft. Seit den 70er Jahren ist dies aber verboten und der Bestand an Schildkröten erholt sich langsam wieder. Auch wenn es verboten ist, die Schildkröteneier auszugraben und zu verkaufen, können wir uns an ein Restaurant im Süden Costa Ricas bei Agua Buena erinnern, wo man Schildkröteneier kaufen konnte.

In Tortuguero gibt es eine Forschungsstation, die sich ausschließlich mit den Schildkröten befasst, sowie ein Museum.

Im Rotlichtviertel

 

Gerade in der Zeit Juli bis Oktober, in der die Schildkröten am Strand landen um ihre Eier abzulegen, wird hier besonders darauf geachtet, dass es an der Küste sehr leise zu geht. Zwar kann man nachts zum Strand, um die Tiere dabei zu beobachten, aber es ist nur mit einem speziellen Guide erlaubt.
Die Gruppen sind sehr klein und es darf zur Beleuchtung nur rotes Licht benutzt werden, um die Tiere nicht zu desorientieren. Selbst die dem Ozean zugewandten Hotels haben in den Außenbereichen nur rote Glühbirnen installiert. Das ist gerade dann wichtig, wenn die Jungen etwa 45 Tage nach der Eiablage schlüpfen, damit sie auch den Weg ins Meer finden und nicht fälschlicherweise zu den grellen Lampen der Hotels krabbeln. Das natürliche, helle Mondlicht soll ihnen den Weg ins Meer weisen.

Unsere Unterkunft liegt direkt an der Meeresküste. So kommen wir abends auch in den Genuss des Rotlichts und haben keinerlei lärmende Kneipen und Restaurants in der Nähe. Das Wetter ist hier im Norden aber sehr schwül-heiß und so ist es tagsüber kaum im Zimmer auszuhalten. Da müssen dann halt die Hängematten im Außenbereich herhalten.

 

Kanutour durch den Nationalpark

 

Wir unternehmen am frühen Morgen eine geführte Kanutour mit dem Nicaraguaner „Kevin“ der seit über 21 Jahren in Tortuguero lebt - Ein sehr sympathischer und gewitzter Typ mit kreol-englischen Akzent. Wir müssen etwas an New Orleans in den USA denken.
 
Paddeln müssen wir auf diesem Ausflug natürlich selbst :)


Auf der fast 4 Stündigen Tour über die Wasserkanäle des Nationalparks können wir nicht nur die morgendliche Ruhe auf dem Wasser genießen, sondern sehen auch noch jede Menge Vögel, Amphibien, Reptilien und sogar Kaimane vom Kanu aus. Neben Brüllaffen sehen wir auch wieder Spidermonkeys in den Bäumen. Auch einen Tukan entdecken wir aus der Ferne, wenn es auch für das Foto leider wieder nicht reicht.

Am Nachmittag gehen wir zu Fuß in den vom Land aus begehbaren Teil des Nationalparks. Dieser beginnt gleich an der Südgrenze der Stadt. Der freigegebene Wanderweg misst nur etwas 6km, führt aber sehr sehenswert durch dichten Dschungel und immer wieder an der schönen Küste entlang. Heute entdecken wir gleich 2 Nasenbären in den Palmen und auch ein Tukan kreuzt wieder flüchtig unseren Weg. Ein richtig gutes Foto von dem schönen Vogel mit dem urigen Schnabel will uns immer noch nicht gelingen.

 

Nachtwanderung


Am nächsten Abend steht eine Nachtwanderung auf dem Plan. Bernd, ein deutscher Aussteiger, nimmt uns mit in den Dschungel und zeigt uns was des Nachts so auf Blättern sitzt, über den Waldboden kriecht oder einem auf Kopfhöhe mit einem dickgeflochtenen Netz den Weg versperrt.
Sehr interessant, was man alles sehen kann, wenn man sich nur genug Zeit nimmt und genau hinsieht. Auch Faultiere haben wir in den Bäumen entdecken können.

 

Weiterreise

 

Nach 4 Nächten verlassen wir Tortuguero wieder. Schildkröten haben wir leider keine gesehen, wir sind ja aber auch außerhalb der Saison hier gewesen. Wir haben aber ein gutes Gefühl, dass wir an der Pazifikküste Costa Ricas später noch mehr Glück haben werden : )

Für die Weiterfahrt nehmen wir wieder ein „Wassertaxi“, diesmal in westlicher Richtung.
Der Weg zur nächsten Stadt dauert in diese Richtung immer noch knapp 2 Stunden und somit wird es auf der Fahrt wieder einiges zu sehen geben. An manchen Stellen ist das Fahrwasser in den hier immer schmaler werdenden Kanälen so flach, dass wir teilweise kurz aufsetzen. Unterwegs sind auch immer wieder „Bautrupps“ im Wasser, die den Fluss von umgestürzten Bäumen befreien und uns somit den Weg frei bahnen.

Auch mit Gegenverkehr muss man hier rechnen, da aus dieser Richtung deutlich mehr Verkehr herrscht als von Süden aus „Moin“. Immer wieder müssen wir ausweichen und den schnelleren, mit der Strömung fahrenden Booten Platz machen. Hierbei steckten wir kurz fest und sind schließlich nur durch die Bugwelle des Gegenverkehrs wieder freigekommen. Die Alternative wäre „aussteigen“ und anschieben gewesen.


Die Fahrt wird für uns am Bootssteg in „La Pavona“ enden. Von hier geht es nun in einem kleinen Sammeltaxi, einem Colectivo auf der Straße noch 30km weiter nach Cariari. Unterwegs hält der Fahrer kurz an und verschwindet  für 10 Minuten. Er musste im nahegelegene Mini-Supermarkt ein Nähset kaufen und ein Plausch mit dem Verkäufer halten – egal wir haben ja Zeit…

Von Cariari wollten wir eigentlich den Bus bis nach San José nehmen – den gibt es aber nicht - Also nehmen wir zunächst den Bus nach Guápiles und steigen dort nach etwas Gesuche endlich in den richtigen Bus ein. Rund 2 Stunden später finden wir uns mitten in San José auf einem der unzähligen Busbahnhöfen wieder. Jede Busgesellschaft scheint hier ein eigenes Terminal zu haben. Bei Umsteigeverbindungen ist dies leider überhaupt nicht praktisch und kann viel Zeit kosten, so wie das Busfahren in Costa Rica generell. Es scheint ein recht chaotisches System zu sein, Fahrpläne gibt es nur selten und es ist ein riesen Aufwand vorher festzustellen, wo der Bus tatsächlich anhalten wird.
Die meisten Verbindungen führen dann auch immer durch die Hauptstadt, egal wohin man möchte. Sehr verwirrend und ineffizient das Ganze!

Uns egal – wir  haben uns ab San José wieder einen Leihwagen reserviert und nehmen uns vom Busbahnhof nun für die letzten Kilometer ein Uber-Taxi. Für gerade einmal rund 7 Euro werden wir über eine Stunde quer durch die Stadt gefahren und dürfen dem Taxifahrer im Anschluss eine Riesenfreude mit dem für uns gefühlt eigentlich recht kleinen Trinkgeld von 3 Euro bereiten.  
Nun sind wir auch froh, nach etwa 12 Stunden durchgehend Maske tragen, diese auch mal abzulegen und wieder in einem eigenen fahrbaren Untersatz zu sitzen :)

 

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

 

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