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Es ist kalt

Minus 8 Grad zeigte das Thermometer als wir früh morgens in Gerolstein aufwachten und nach einem starken Kaffee voller Vorfreude und auch mit etwas Gänsehaut auf unsere bereits am Vorabend gepackten Rucksäcke in der Zimmerecke blickten. Es soll nach kurzer Pause nun endlich wieder losgehen. Und zwar so richtig - in die Ferne und in ein uns bisher unbekanntes Land! Es kribbelt, es nagt an uns - wir wollen unbedingt wieder los!

Grad erst von den Kanaren wieder angekommen, haben wir unseren Aufenthalt in Deutschland hauptsächlich dafür genutzt etwas umzupacken und unser Gepäck an das neue Ziel anzupassen.

 

Vor allem aber auch, um unseren Gepäckumfang zu reduzieren. Zelt, Schlafsäcke, Kocher und Isomatten bleiben diesmal zuhause und werden uns nicht weiter begleiten. Reise wie Du Dich fühlst – Leicht und ohne unnötigen Ballast!

Wir wollen uns auf das Nötigste beschränken.

Am Mittag ging es nun von Gerolstein mit der Bahn nach Frankfurt am Main.  Ungewohnt leer war der Zug, es verreist ja momentan auch kaum jemand. Man soll ja auch nicht. Dennoch halten wir an unserem Lebensstil fest. Ohne Zuhause, ohne Fixkosten und andere laufende Kosten ist das ja auch leicht gesagt. Wir sind uns unserem Privileg durchaus bewusst. Doch wir haben dafür auch lange gearbeitet und konsequent alles Nötige in die Wege geleitet um uns diese Freiheit zu schaffen. Nun wollen wir Sie uns auch nicht nehmen lassen. Oft werden wir dafür komisch angeschaut und auch kritisiert. Verstehen wir!

 

Aber die Alternative, nun alles wieder stehen und liegen zu lassen (wir sprechen hier von unseren Träumen), wieder in einen festen Job und sesshaft werden passt einfach im Moment nicht mehr für uns. Wir können einfach nicht anders. Wir brauchen das Reisen wie die Luft zum Atmen. Wir können aber versprechen, besonders in dieser besonderen weltweiten Ausnahmesituation, so verantwortungsvoll wie eben nur möglich zu reisen.

 

Frankfurt
Die letzte Nacht verbringen wir noch bei einer Freundin in Frankfurt. Die Gespräche lassen die Vorfreude nur noch Größer werden. Marina war ja schon einmal dort. Wir haben Sie 2019 in Guatemala am Fuße der Tikal-Ruinen kennengelernt und uns auf Anhieb verstanden. Umso erstaunlicher, dass wir uns nun 2 Jahre überhaupt nicht gesehen haben und wiederum auf Anhieb kaum voneinander lösen können. Der Abend wird lang – es wird Pizza bestellt. Aron gönnt sich gleich 2 Pizzen – gibt es bald wohl nicht mehr, so genau wissen wir es aber nicht.

Dann ist es endlich soweit. Kurz gefrühstückt und ab mit der S-Bahn zum Flughafen. Haben wir an alles gedacht? Reisepässe, Kreditkarten, etwas Bargeld, Auslandskrankenversicherungen inklusive Covid-19 und auch bei Reisewarnung gültig und alles nochmal in Kopie extra. Wird schon passen mit der Einreise sagen wir uns. Eine Quarantäneversicherung ist auch gefordert – gibt es aber nicht in Deutschland.

 

Wird schon passen sagen wir uns wieder. Also los!

 

 

 

Am Flughafen – es wird wärmer
Fast hätte es geklappt – Nur um 3 Tage haben wir Thies verpasst. Den Samstagflug wird er fliegen, wir sitzen aber in der Mittwochmaschine. War aber auch schwer zu planen und am Ende sowieso nur Zufall. Die Dienstpläne kennt man ja nun auch nicht so lange im Voraus. Aber wer wollte nicht schon immer von jemanden Bekannten geflogen werden? Nächstes Mal vielleicht. Heute nehmen wir halt mir einem anderen Piloten vorlieb.

Wir sitzen also im Flugzeug. Ein großes weißes, genauer ein A340-300 und Aron kann wieder einen Maschinentyp auf seiner Bucketlist abhaken. Eigentlich aber auch egal – Hauptsache es geht nun los. Wir sitzen wie immer am Fenster und dem Platz daneben. Die Plätze haben wir uns extra im hinteren, engeren Maschinenteil reserviert, wo am Fensterbereich nur noch 2 anstatt 3 Sitze sind und somit niemand Fremdes neben uns sitzen wird.
Es liegen nun 12:30h Flug vor uns und es wird nach Westen gehen.

Der Flug verläuft sehr ruhig, der Service ist bei der Lufthansa auch in der günstigen Economy gut und so verstreicht Stunde um Stunde. Nur schlafen können wir beide nicht, wir sind wohl zu aufgeregt.
Ein Jetlag wird aber ohnehin auf uns warten – 7 Stunden beträgt der Zeitunterschied am Ziel. Wenn es dort Morgen ist, ist es in Deutschland schon Nachmittag. Wir werden am Abend landen und gefühlt also einen sehr langen Tag hinter uns haben. Die kommende Nacht werden wir also sicherlich einiges an Schlaf nachholen können.

 

Landeanflug - Schwülwarm
Alles gut, sanfte Landung und schon geht es aus der Maschine. Wir lieben dieses Gefühl, wenn die Türen des Flugzeugs aufgehen und die neue, nicht mehr klimatisierte Luft hineinströmt. Wieder eine neue Welt - Schwülwarm! Zwar nur knapp 25 Grad, aber diese ungewohnte Luftfeuchtigkeit lässt einen direkt ins Schwitzen kommen, ob man sich bewegt oder nicht ist egal.

Welcome to Pura Vida – Wir sind in San José, Costa Rica!

 

Fiebermessen und Einreise
Aus dem Flieger geht es direkt zum Fiebermessen, dann weiter in die Warteschlange zur Immigration. Es ist einiges los, aber nach knapp 15 Minuten sind wir an der Reihe und müssen die üblichen Fragen beantworten wie etwa: „Wie lange wollen Sie bleiben?“ , „Wo werden sie wohnen?“ und vor allem „Wie kommen Sie wieder weg von hier?“ Einen Rück- oder Weiterflug muss man bei der Einreise in Costa Rica direkt vorweisen, vermutlich damit auch sichergestellt ist, dass man sich nicht dauerhaft niederlassen will. Als Europäer bekommen wir ein Visa-on-Arrival bis zu 90 Tagen.  
Aufgrund der aktuellen Lage muss man außerdem eine Krankenversicherung vorweisen, die auch Covid-19 abdeckt. Kein Problem, haben wir.


Als letzter Punkt wird eine Quarantäneversicherung gefordert – die auch zahlt wenn man gar nicht erkrankt ist. Diese gibt es von deutschen Versicherern nicht, unmöglich! Hat heute aber auch keiner nach gefragt – also alles gut : )
Wir haben unsere Stempel im Pass und dürfen ins Land!

 

Chaos und ohne jede Orientierung
Nachdem wir unser Gepäck zusammengesucht haben geht es raus ins Chaos. Die Schiebetüren des Flughafenterminals gehen auf und wir werden sofort von allen Seiten hektisch bedrängt: „Taxi, Sir?“ „Necesitan un Taxi?“ „Where do you stay?“ „Where do you want to go?“.
„Fresse halten und einfach an den Leuten vorbeischauen“ denken wir uns leicht genervt. Die machen ja auch nur ihren Job und wollen ihr Brot verdienen. Zumindest kommt einen aufgrund der Pandemie niemand so nahe wie sonst, es wird also brav Abstand gehalten und aus leichter Distanz gekobert.

Es ist Abend in Costa Rica und bereits stockfinster. Wo sind wir überhaupt?? Noch etwas orientierungslos kämpfen wir uns mit unseren großen Rucksäcken an den Massen der immer noch wild gestikulierenden Taxifahrern vorbei und suche uns erst einmal eine etwas ruhigere Ecke. Kurz sammeln und durchatmen! Wir nutzen das kostenlose WiFi des Flughafens und rufen uns ein Uber-Taxi, das ist billiger und einfacher. Vor der Fahrt weiß man genau was man zahlen muss, wie der Fahrer heißt, das KFZ Kennzeichen und die Anschrift bekommt der Fahrer auch direkt in sein Navigationsgerät. Da geht einfach weniger schief. Unser Spanisch ist außerdem immer noch sehr „poquito“.

Das bestellte Taxi kommt kurz darauf, die Rucksäcke gehen in den Kofferraum, wir auf die Rückbank. Nach dem Flughafengelände geht es über die beleuchtete Stadtautobahn. Immer wieder überholen wir Lastwagen die bei uns schon längst in den Altersruhestand geschickt worden wären und werden selbst von laut knatternden Motorrädern in einem Affenzahn überholt. Hektisch geht es hier zu, zumindest auf den Straßen der Großstadt.
Die Fahrt dauert nur etwa 10 Minuten.

 

Casa Wolfgang
Für die ersten Tage haben wir uns bei Wolfgang, den wir zuvor über eine Facebookgruppe kennengelernt haben, ein Zimmer in seinem Haus in einer kleinen Community in Flughafennähe  gebucht. Hier gönnen wir uns erst einmal 3 Tage Ankommen und Orientieren bevor es weitergehen soll. Es liegt nicht in San José selbst, sondern in einem Vorort. Macht auch nichts, an Städten haben wir kein großes Interesse und San José wird ohnehin in fast jedem Reiseführer eher als nicht sehenswerte Transitstadt beschrieben. Für uns ein Grund mehr einen Bogen darum zu machen.

An der Unterkunft angekommen, fanden wir den Zimmerschlüssel wie vereinbart unter dem Grill auf der Veranda, haben nur noch unsere Rucksäcke in die Ecke gestellt, Katze "Momo" begrüßt und sind ins Bett gefallen. In Deutschland ist es nun knapp 3 Uhr morgens und wir haben den ganzen Tag im Flugzeug gesessen und kaum ein Auge zugemacht. Wir sind müde!

Am nächsten Morgen lernten wir nun auch Wolfgang kennen und wurden direkt mit einem üppigen Frühstück verwöhnt. Baguette mit Spiegelei, Käse und Salami und das wichtigste: Eine ganze Kanne Kaffee!


Neben dem Corona-Abstand wird im offenen Bereich des Haus auch Maske getragen, gut so. Also etwas auf Distanz bekommen wir direkt viele Tipps und Ratschläge für unsere Costa-Rica Rundreise. Wir selbst haben auch schon ein paar Ideen wohin wir auf jedem Fall möchten und was wir sehen wollen, aber wir planen nie bis zum Schluss und eigentlich immer nur für die nächsten Tage. Dankbar nehmen wir also jeden Tipp mit und lassen ihn auf uns wirken. Wolfgang ist jedenfalls schon seit über 20 Jahren in Costa-Rica und hat so manches Insiderwissen. 

 

Raus in die Wärme
Nach dem Frühstück ging es für uns zum ersten Mal raus, die Beine vertreten und die nähere Umgebung kennen lernen. Die Sonne brennt. Auch wenn San José bereits auf knapp 1000m liegt und es aktuell nur knapp 26, vielleicht 27 Grad warm wird, so muss man sich erst einmal an das neue Klima gewöhnen. Kein Problem, aus Australien haben wir noch knapp einen halben Liter Sonnencreme über : )

Zu Fuß haben wir uns als erstes mit Bargeld versorgt. Man sollte denken wir sind reiseerprobt und können unsere PIN-Nummern von allen Kreditkarten im Schlaf auswendig… Aron hat es jedenfalls geschafft direkt 3 Mal die falsche PIN einzugeben und durfte dann in einem Telefonat mit der deutschen Bank die Karte wieder entsperren lassen. Zum Glück ging das problemlos und wir konnten schließlich beide das Geld abheben.

 

Die Geldscheine in Costa Rica sind kunterbunt und von diversen einheimischen Tieren geziert. Die Landeswährung heißt „Colones“.  1.000 Colones sind aktuell etwa 1,35 Euro.

 

Am nächsten Kiosk gab es dann auch costa-ricanische Handykarten. Gekauft waren sie schnell und auch sehr günstig. Sie sollten uns in den nächsten Tagen aber noch so einige Nerven kosten!

 

 

Fortsetzung folgt…

 

 

 

 

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