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Kalbarri Nationalpark

Auch wenn die Temperaturen in dieser Nacht einfach nicht unter 25 Grad fallen wollten, gab es nichts Schöneres für uns, als im Zelt direkt am Meer in den Schlaf zu finden. Trotz des Gewitters, welches nachts über dem Meer zu hören und sehen war, wachten wir recht früh morgens mit dem Sonnenaufgang und dem Meeresrauschen auf und sogen die salzige Luft genüsslich in uns auf.
Es roch nach unendlicher Freiheit.

Nachdem wir unser Dachzelt schnell wieder zusammengebaut hatten, brachen wir zu unserem nächsten Ziel auf: die Hafenstadt Geraldton.

Leider konnten wir die Stadt nicht richtig kennenlernen, weil aufgrund des Coronaviruses alles nicht Essentielle, wie zum Beispiel Museen und andere öffentliche Einrichtungen geschlossen waren. Wir nutzten die Zeit also nur dazu, um unsere Vorräte aufzustocken, zu tanken und zu überlegen, wohin wir als Nächstes fahren würden. Der Liter Benzin hat heute übrigens umgerechnet 0.61 Euro gekostet, zumindest ein positiver Nebeneffekt der Coronakrise. :)

 

Täglich von so vielen News rund um die Coronakrise umgeben, beschlich uns so langsam auch das Gefühl, dass sich etwas Unvorhersehbares anbahnte, konnten aber nicht genau sagen, was es war. Vielleicht sollten wir auf dem Weg einfach noch so viel mitnehmen wie möglich...

Also beschlossen weiter nordwärts Richtung "Kalbarri Nationalpark" zu fahren.
Dabei machten wir noch einen kurzen Abstecher zur "Hutt Lagoon", einem riesigen pinkfarbenen Salzsee. Dieser See verdankt seine Farbe denselben Algen und derselben chemischen Reaktion, wie die Seen, die wir in Victoria vor einigen Monaten entdeckt haben.
Auch wenn der See wirklich schön anzusehen war, diesmal hatten wir Glück, denn es war wirklich mal Wasser vorhanden und leuchtete richtig pink, wollten wir dennoch nicht allzu viel Zeit dort verbringen. Unser Ziel war es noch einen offenen Campingplatz für die Nacht zu finden.


Leider sahen wir schon mittlerweile schon mehrere "Closed-Schilder" an Campingplätzen auf unserem Weg. Es wird also schwieriger Übernachtungsplätze zu finden.

 

Aber auch hier verließ uns das Glück (erstmal) nicht: wir fanden noch einen offenen und bezahlbaren Campingplatz auf einer Pferde-Ranch am Rande des "Kalbarri Nationalparks", wo wir gleich für zwei Tage bezahlten.
Beim Einchecken kamen wir schnell mit dem Besitzer ins Gespräch und erfuhren so die neuesten Entwicklungen im Rahmen des Lockdowns.


Neben der Empfehlung des Besitzers, besser nicht weiter nordwärts zu fahren, sagte er auch, dass wir die Chance zum Schwimmen heute nutzen sollten, denn alle Pools in Westaustralien würden ab dem Folgetag schließen.
Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und sprangen direkt, nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten,ins erfrischende Nass des hauseigenen Swimmingpools.

Als wir uns nach dem Abendessen gegen 22:00 Uhr bettfertig machten, betrug die Außentemperatur immer noch weit über 28 Grad. Das verhieß nichts Gutes für die Nacht...

 

Auch wenn wir kaum geschlafen hatten, ließen wir uns trotzdem davon nicht unterkriegen um in aller Herrgottsfrühe um 4:45 Uhr aufzustehen, um so früh wie möglich in den „Kalbarri Nationalpark“ zu fahren.

Wir hatten uns vorgenommen den Wanderweg „The Loop Trail“ zu wandern. Diese 8 km lange Wanderung über den Bergkamm und durch die Schlucht muss im Sommer vor 7 Uhr morgens begonnen werden, da es sich hier extrem schnell aufheizt. Es wurden schon Temperaturen von über 52 Grad in der Schlucht gemessen und es sind dort aufgrund der Hitze und Dehydrierung schon mehrere Menschen gestorben.
Das Government sieht die Regeln auch ziemlich streng, denn bei Zuwiderhandlungen, also wenn man die Wanderung zu spät startet, werden Strafen bis zu 1000 $ verhangen.

Als wir im Morgengrauen und mit reichlich Wasser im Rucksack zur Wanderung aufbrachen, ging die Sonne langsam auf und wir genossen die Stille, völlig ohne andere Menschen und hofften auf ein paar Minuten ohne Fliegen.
Doch da hatten wir uns zu früh gefreut, denn wir wurden sofort regelrecht von ihnen umzingelt. Ohne die Fliegennetze war es einfach nicht auszuhalten.

 

Nach ein paar hundert Metern und kurz bevor die richtige Wanderung beginnen konnte, kamen wir noch am „Natures Window“ vorbei. Einem kleinen natürlichen Felsbogen, der uns ein wenig an den „Arches Nationalpark“ in den USA erinnerte. Außer uns war dort nur ein anderes Pärchen unterwegs. Die Coronakrise ist wirklich schon überall deutlich zu spüren.

Natures Window im Kalbarri National Park
Natures Window im Kalbarri National Park

 

Nun ging es auf den eigentlichen Trail, knapp 9KM lagen vor uns. Es war faszinierend über den Bergrücken bei Sonnenaufgang zu wandern. Der Ausblick in die Schlucht war wunderschön, wir trafen in der noch kühlen Frühe sogar auf eine Känguru-Mama mit ihrem Kind.


Der tiefblaue Himmel, das rote Gebirge und die Tupfer von grünen Büschen war einfach atemberaubend und lenkte uns ein paar Minuten von den Corona-Sorgen ab.

 

Sobald die Sonne hoch genug stand, spiegelte sich der Bergkamm in dem kristallklaren Fluss, der sich durch die Schlucht schlängelt.
Das Einzige, was sehr deutlich zu hören war, war das nervige Summen der Fliegen, welches uns während der gesamten Wanderung begleitete.

Ein paar Fliegen...
Ein paar Fliegen...

Unten in der Schlucht angekommen, führte der Weg direkt am breiten, sandigen Flussbett entlang. Manchmal verengten sich jedoch die Passagen so sehr, weil schon genügend Felsen der Schlucht in die Tiefe gestürzt waren. So führte der Weg immer näher am Wasser entlang.


Eine Passage war so eng, dass man nur gebeugt über die scharfe Gesteinskante krabbeln und klettern musste, ohne sich den Kopf zu stoßen. Dabei mussten wir gleichzeitig ziemlich aufpassen, nicht ins Wasser zu fallen.
Zum Glück schafften wir es trockenen Fußes durch diese Passage, ansonsten hätten die schwarzen Schwäne, die dort flussabwärts schwammen, gehörig was zu lachen gehabt.

 

Nach insgesamt zweieinhalb Stunden und einigen Litern Wasser weniger, kamen wir etwas ausgelaugt wieder am Auto an und fuhren nach einer kurzen Stärkung noch zum „Z-Bend Lookout“.
Hier verläuft die Schlucht zickzackförmig und bietet einen imposanten Ausblick auf den Fluss und die leuchtenden Klippen.

Auch wenn wir eigentlich ziemlich platt von der ersten Wanderung waren und das Thermometer mittlerweile wieder bei 35 Grad stand, ließen wir es uns nicht nehmen, noch einen kurzen Abstecher hinunter zum Fluss zu machen.
Dabei kletterten wir manchmal mit Hilfe von Leitern über Felsen und durch enge Passagen und Felsspalten hindurch, bis wir endlich unten am Flussufer ankamen.
Der Weg war hierbei auf jeden Fall noch aufregender, als das Ziel ;)

 

Wieder auf dem (ungewöhnlich) menschenleeren Parkplatz angekommen, fanden wir dann noch den Schlüsselbund eines Rangers auf dem Waschbecken des Toilettenhäuschens.
Eigentlich hätten wir die Situation schamlos ausnutzen können und mit den Spezialschlüsseln das Händedesinfektionsmittel aus allen Handspendern heraus stibitzen können. Eine (momentan) begehrte Ware... Das taten wir aber natürlich nicht und brachten den Schlüsselbund stattdessen zurück zum Hauptquartier des Nationalparks, lag ja eh auf dem Weg und bringt wieder ein paar Karmapunkte. Da freute sich jemand bestimmt sehr :)

Menschenleer... eigentlich eine perfekte Reisezeit! Aber wird es so weitergehen?
Menschenleer... eigentlich eine perfekte Reisezeit! Aber wird es so weitergehen?

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Kommentare: 2
  • #1

    Doris (Montag, 06 April 2020 21:49)

    Eindrucksvolle Bilder und dann diese tollen Farben. Nur die Fliegen stören sicherlich beim Wandern.....
    Liebe Grüße

  • #2

    Aron & Lara (Mittwoch, 08 April 2020 10:36)

    Vielen Dank :) Nun, man gewöhnt sich tatsächlich etwas an die Fliegen - schließlich hat man ja auch die Netze für den Kopf dabei. Ohne die Fliegennetze hät man es aber tatsächlich kaum aus.