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Nordwärts

Endlich wieder Campen :) Uns war bewusst, dass sich die Situation in Australien jederzeit ändern kann – noch allerdings war das Reisen, bis auf die Versorgungsprobleme der Supermärkte, soweit problemlos. Wir hielten aber stets die Augen offen und informierten uns über die aktuelle Lage und Änderungen.

Seit langem endlich wieder eine Nacht im Zelt
Seit langem endlich wieder eine Nacht im Zelt

Von unserem ersten Camp zog es uns also weiter nördlich zum nächsten Halt in der kleinen Küstenstadt Lancelin. Bekannt ist der Ort hautsächlich durch seine großen Sanddünen, die mit einen 4x4 Fahrzeug befahrbar sind und zu einer „Wüstenwanderung“ einladen. Bevor wir einen kurzen Ausflug wagen konnten, hüllten wir uns in Tücher und Stoffe. Ein paar Windböen später waren wir direkt vollständig mit feinstem Pulversand bedeckt, Sichtweite teileweise „null“ und trotz Sonnenbrillen landete der Sand auch in den Augen. Der Ausflug endete also schon nach kurzer Zeit und wir waren froh wieder im Auto zu sitzen und verließen diese Mondlandschaft zur nächsten öffentlichen Dusche.

 

Frisch geduscht und vom Sand befreit ging es mit dem Pajero weiter nördlich in den wiederum knapp 100 km entfernten „Nambung National Park“. Hier gibt es die berühmte Pinnacle Wüste, einen Landstrich an dem unzählige Säulen aus Kalkstein unter der Oberfläche entstanden und mit der Zeit durch Wind und Erosion vom darüber liegenden Sand befreit wurden.

Das Schöne ist, dass man diesen von Menschenhand fast unberührten Abschnitt in Eigenregie  befahren kann. Trotz, dass dies ein Touristenmagnet ist, hat man die Natürlichkeit dieses Ortes weitestgehend erhalten können und lediglich zur Markierung einer Fahrspur ein paar Steine links und rechts des Weges platziert. Eine unwirkliche und einmalige Landschaft.

 

Aufgrund der Temperaturen von etwa 35 Grad war die Fliegenplage heute wieder besonders schlimm und es war nicht möglich ohne Kopfschutz und Fliegennetz das Fahrzeug zu verlassen. Nur kurz die Fenster am Auto geöffnet und wir waren umzingelt von Hundertschaften an Fliegen. Dennoch genossen wir diesen Ort sehr!

Im angrenzenden Museum konnte man noch einiges über die Entstehung dieses Ortes erfahren und den einen oder anderen Wüstenbewohner hinter sicherem Glas beobachten.

 

Da an diesem Küstenabschnitt recht viel zu sehen war, entschieden wir uns, bevor wir uns auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit machten, noch eine Höhle etwas abseits des Weges zu besuchen. Um zur „Stockyard Gully Cave“ zu gelangen, ging es knapp 50 Kilometer über eine nur für Offroadfahrzeuge geeignete Strecke im Landesinneren. Was zunächst noch eine breite Dirtroad aus Steinen und Sand war, verwandelte sich nach kurzer Zeit in einen einspurigen Sandtrack, schon sehr ausgefahren, entsprechend holperig und teilweise mit Tiefsand bedeckt, so dass wir auch das Differenzial hinzuschalten mussten.

Tiefsand - für den Pajero kein Problem
Tiefsand - für den Pajero kein Problem

An der Höhle angekommen, wurden wir mal wieder von Horden an Fliegen überfallen. Irgendwie gewöhnt man sich langsam tatsächlich daran. Zum Eingang der Höhle ging es nun noch ein paar hundert Meter durch einen Canyon, der einem ausgetrockneten Flusslauf folgt. An den Wänden summte es bedrohlich, denn zu den ganzen Fliegen gesellten sich nun auch Heerschaaren an Wildbienen. Sie machten zum Glück aber keinen Ärger und ließen uns brav in Ruhe.

Am Höhleneingang angekommen, genossen wir die kühle Brise, die aus dem Dunkel durch den Canyon wehte. Auch wurde es urplötzlich still: keine Fliegen und Bienen schwirrten mehr umher. Offenbar mögen sie den heftigen Temperaturunterschied im Höhleninneren nicht.

 

Die Höhle ist ein paar hundert Meter lang und völlig naturbelassen. Bis auf ein paar wenige Warnschilder und einer Absperrung einer einsturzgefährdeten Stelle, wurde nichts verändert. So mögen wir es auch am Liebsten.
Mit Stirnlampen bewaffnet erkundeten wir unseren Weg durch das Dunkel. Die Höhle erlaubte es einem durchgehend zu stehen und so fühlte es sich eher wie ein längerer Spaziergang durch die Nacht an. Am anderen Ende öffnete sich die Höhle wieder in den Canyon, der ab hier allerdings nicht sehr begehbar aussah, somit kehrten wir an dieser Stelle um. Kaum wieder im Tageslicht, waren wir wieder von unzähligen Fliegen umgeben und es war Schluss mit Ruhe.

Wieder am Auto angekommen, ging es über den nun immer ungemütlicher werdenden „Pearson Track“. Wir kannten nur die ungefähre Richtung in die wir zur nächsten richtigen Straße mussten, Google Maps kannte den Weg zumindest nicht…
Zu dem Tiefsand gesellten sich nun auch immer wieder spitze Felsen und allerlei Gehölz, „Kermit“ bahnte sich seinen Weg aber sicher hindurch und brachte uns nach einer weiteren halben Stunde schließlich wieder auf eine asphaltierte Straße.

Zur Übernachtung hatten wir uns einen kostenlosen Campingplatz ganz in der Nähe ausgesucht. Dort angekommen, mussten wir allerdings feststellen, dass dieser vor kurzem geschlossen wurde. Das hat doch jetzt nichts mit der Corona-Krise zu tun? Keine Ahnung… Übernachten durften wir hier jedenfalls nicht und so fuhren wir wieder zurück an die Küste. Hier kamen wir nun an gleich mehreren kostenlosen Camps vorbei. An dem ersten hielten wir kurz an und hatten das Glück vom Strand aus, wilde Delfine beim Spielen beobachten zu können. 

 

Wir entschieden uns aber für einen Rastplatz weiter nördlich und fanden einen schönen Platz auf der Cliff Head South Rest Area, die glücklicherweise noch geöffnet war.


Dieser Rastplatz liegt ebenfalls direkt am indischen Ozean und bietet neben einem kleinen Unterstand auch recht saubere Toiletten. Hier bleiben wir heute Nacht. Nach diesem ereignisreichen Tag war es Zeit für ein Feierabendbier!

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