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Western Australia

Als wir in Norseman ankamen, war der Tag noch recht jung. Neben ein paar kleinen Einkäufen und das Auto mit günstigerem Sprit wieder volltanken, machten wir noch einen Abstecher zur hiesigen Touristeninformation. Wir hatten einige Fragen bezüglich der Nationalparkpässe in Western Australia.

Wir wurden von der Mitarbeiterin gut beraten und bekamen Infomaterial mit, damit wir in Ruhe entscheiden konnten, welcher Pass für uns der Richtige ist.

Es gibt nämlich insgesamt zwei Arten von Pässen. Entweder bezahlt man jeden Parkeintritt mit 15 Dollar einzeln, kauft sich einen Monatspass für 60 Dollar oder direkt einen Jahrespass für 120 Dollar.

Auch wenn nicht jeder der 135 Parks Eintritt kostet, lohnt sich gerade in unserem Fall der Jahrespass. Wir werden nun sehr viel Zeit in Western Australia verbringen und freuen uns auf die riesige Vielfalt der Natur in den verschiedenen Parks. Den Pass kauften wir aber zunächst noch nicht, denn unser Weg führte uns erst einmal nicht in einen Nationalpark, sondern Richtung Hyden zum Wave Rock.

Da wir erst einmal genug von Highways hatten, entschieden wir uns für die kürzere und viel spektakulärere Strecke über den Norseman-Hyden-Track. Die Abkürzung, die uns aus der Stadt heraus führte, wurde noch mitten im Ort von einer asphaltierten Straße zu einer Gravelroad und brachte uns über den ausgetrockneten Salzsee Lake Cowan zum Track.

 

Der gesamte Weg von Norseman bis zum Wave Rock ist alle paar Kilometer mit interessanten Stops gespickt. Es gibt unter anderem abwechslungsreiche Natur und schöne Lookouts, wie der über den Lake Cowan, zu bewundern. Das Zusammenspiel von Licht und der salzigen Kruste direkt am Rand des Sees, lässt die Farbkontraste strahlen und zieht den Betrachter in seinen Bann.

 

Es gibt auch mehrere Felsen zwischen all dem Grün, die bestiegen werden können und an denen man kostenlos sein Lager aufschlagen kann. So beschlossen wir die Nacht am Disappointment Rock zu verbringen und unter dem finsteren, sternenklaren Nachthimmel, waren wir die Einzigen dort.

Am nächsten Morgen wurden wir und die Fliegen wieder von den ersten Sonnenstrahlen geweckt und waren deshalb auch wieder früh unterwegs. Aron ließ es sich aber nicht nehmen noch schnell einen Laufrunde um den Felsen zu drehen.

 

Nach einigen Kilometern hielten wir für eine kleine Wanderung am McDermid Rock an. An diesem Morgen war es mit über 30 Grad (c) schon ziemlich heiß und körperliche Ertüchtigung dementsprechend anstrengend.

 

Als wir uns anschließend noch die farbenfrohen "Breakaways" anschauen wollten, blieben wir aufgrund der Hitze und der Fliegen nicht sonderlich lange. Es ist wirklich belastend ständig einen riesigen Fliegenschwarm um einen herum zu haben. Die kleinen Biester sind so aggressiv auf der Suche nach Wasser und Eiweißen, dass sie direkt in die Ohren, auf die Lippen oder in Nase und Augenwinkel gehen. Ein Fliegennetz für den kopf hilft, aber auch das ist irgendwann anstrengend.

 

Kurz bevor wir zum Wave Rock kamen, passierte es: ein Auto überholte uns etwas zu rupig, schleuderte einen kleinen Stein auf, der auf unsere gerade mal zwei Wochen alte Windschutzscheibe prallte. Glücklicherweise entstand nur ein kleiner Steinschlag und bisher kein Riss und auch der Experte, der sich den Steinschlag später kurz ansah, meinte, dass es nicht weiter schlimm sei. Puh! :)

Der Wave Rock steht so gut wie auf jeder Must-See-Liste und wird gerne angefahren, auch in der Nebensaison. Allerdings war noch nicht so viel los, wie wir eigentlich erwartet hätten.

Die Felsformation ähnelt stark an eine Welle (der Name lässt es ja schon vermuten), die ca. 15m hoch und 100m lang ist. Je nach dem wie und aus welchem Winkel das Sonnenlicht darauf scheint, kommen die Farben des Gesteins anders zur Geltung. Direkt neben dem Felsen befindet sich seit den 1920er Jahren ein kleiner Damm, der mit Regenwasser direkt vom Wave Rock gespeist wird. Um das Wasser effizienter auffangen zu können, wurde oben an der Felskante eine kleine Mauer errichtet, um das Wasser direkt ins Auffangbecken zu leiten. Verständlich, denn in weiten Teilen Australiens herrscht eine große durch Dürren ausgelöste Wasserknappheit, aber die Mauer auf dem Wave Rock zerstört leider das Bild etwas. Im Auffangbecken entdeckten wir allerdings einen schwarzen Schwan :)
Dennoch fanden wir, dass der Wave Rock einen Besuch wert ist - allein die Anreise über die Dirtroad hatte etwas abenteuerliches.

Der Wave Rock, 15m hoch und über 100m lang
Der Wave Rock, 15m hoch und über 100m lang

 

Abends gab es ein heftiges Gewitter als Resultat für das heiße Wetter. Wir hatten es uns gerade "häuslich" auf dem “Jam Patch”, einem kostenlosen Camp etwas abseits der Straße eingerichtet und kochten unser Abendessen, als die dunklen Wolken und das dazugehörige Grummeln immer näher kamen. Glücklicherweise hatten wir rechtzeitig mit dem Kochen angefangen und saßen gerade sicher im Auto, als das Unwetter über uns loslegte. Um uns herum bogen sich die Bäume vor dem Wind, der Donner grollte unaufhörlich und die grellen Blitze durchzuckten die dunkle Nacht und gingen in nicht allzu weiter Entfernung von uns in den Boden, Es war schaurig schön zu beobachten und irgendwie komisch dabei essend im Auto zu sitzen.

Sonnenuntergang und Sturm im Anmarsch
Sonnenuntergang und Sturm im Anmarsch

 

Am nächsten Morgen starteten wir mit dem Sonnenaufgang. Unser nächstes Ziel, der Porongurup Nationalpark, war noch gut 238 km von uns entfernt und wir wollten den Tag so gut wie möglich nutzen, denn da es im Park selbst keinerlei Schlafmöglichkeiten gibt, mussten wir uns darum anschließend noch auf die Suche nach einem geeigneten Platz begeben. Auf dem Weg dorthin hatten wir einen "kleinen" Schwertransporter vor uns und fanden auch wieder tolle "Silo-Art".

 

Im Porongurup Nationalpark angekommen, schnürten wir uns wieder die Wanderschuhe an, denn es sollte im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinaus gehen. Der Weg hoch zum Castle Rock Skywalk führte uns steil durch einen dicht bewachsenen Wald und Busch hinauf. Ab und zu lichteten sich die Bäume etwas, sodass wir einen Blick auf das riesige Tal erhaschen konnten. Je höher wir kamen, desto steiniger und felsiger wurde es und umso mehr musste geklettert werden.

Als wir nur noch ein paar Meter von unserem Ziel entfernt waren, standen wir vor einem Schild, worauf stand, dass nun gekraxelt werden muss. In wie weit genau, erfuhren wir sehr schnell..


Zuerst ging es nur gut zwei Meter an Metallgriffen an einem kleinen Felsvorsprung hinauf auf ein Plateau. Kurze Zeit später führte uns der Weg abermals einige Meter an Metallgriffen hinauf, bevor wir in dieser windigen Höhe eine sieben Meter hohe Metallleiter erklommen, um auf die Spitze des Felsens zu kommen.

So standen wir auf einer Plattform aus Metall, hoch oben in schwindelerregenden Höhen, über dem Wald auf einem Berg und der Wind peitschte uns nur so um die Ohren.

 

Aron beäugte Lara sichtlich amüsiert, während sie sich mit wild klopfendem Herzen am Geländer festklammerte. Aber wer schon so weit oben ist, macht dann keinen Rückzieher mehr. Die Plattform windet sich zur Hälfte um die Spitze des Castle Rocks und ist mit vielen Metallstreben unterhalb auf dem Felsen gestützt und verankert. Kurz vor dem Ende sind aber keine Felsen mehr unter der Plattform, sodass man direkt über dem Abgrund steht und in die Tiefe schauen kann. Aron stand nun dort am Geländer und bekam den Wind nicht nur von der Seite ab, sondern durch die Felsformation kam der Wind von allen Seiten, selbst von unten. Perfekter Spot für Marylin Monroe :) Das Gefühl war unbeschreiblich.

Lara blieb aus ihrem gesunden Selbsterhaltungstrieb heraus kurz vor dem Abgrund stehen, aber es fehlte eigentlich gar nicht viel bis zum Ende.

 

Nach diesem sagenhaften Erlebnis war es für uns an der Zeit weiterzuziehen und so fanden wir an der Küste östlich von Albany ein paar tolle kostenlose Campingplätze. Leider waren einige komplett voll, sodass wir wir weiter suchen mussten. Tja, so ist das manchmal...

Aber nichtsdestotrotz lief auch diesmal wieder alles für uns rund, denn wir ergatterten ein paar Kilometer weiter den letzten freien Platz auf einem kleinen Campingplatz direkt an einer Lagune hinter der Düne zum Strand. Zweimal hinfallen und man wäre im Wasser, besser geht es doch garnicht ;)

Unsere bisherige Route durch Australien. Knapp 17.000km haben wir nun schon zurückgelegt.
Unsere bisherige Route durch Australien. Knapp 17.000km haben wir nun schon zurückgelegt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Doris (Mittwoch, 25 Dezember 2019 07:30)

    Diese Farben sind ein Traum und die von euch erlebte Landschaft ist phantastisch. Ich beneide euch um diese Erlebnisse. Liebe Grüße

  • #2

    Dirk (Donnerstag, 26 Dezember 2019 11:01)

    Wie immer super, danke und frohe Weihnachten