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1.670 Kilometer über den Eyre Highway

Nachdem wir unsere To-do-Liste in Port Augusta abgearbeitet hatten, ging es für uns direkt auf den Eyre Highway westwärts durch die Nullarbor-Wüste. Für diesen Weg sollte man gut vorbereitet sein, denn dort liegen die Ortschaften sehr weit auseinander, Sprit und Essen sind somit teuer und die Temperaturen können an sonnigen Tagen schnell mal weit über 45 Grad steigen. Das ist nicht nur für uns Menschen anstrengend, sondern beansprucht das Auto auch extrem. Es wird empfohlen, genug Wasser für Mensch und Kühler mitzunehmen.

Auch wenn wir den Weg bei etwas kühleren Temperaturen beschritten, so waren wir dennoch auf alles vorbereitet.

Bitte auf Kamele, Känguruhs und Wombats achten!
Bitte auf Kamele, Känguruhs und Wombats achten!

Zusammenfassend für die letzten Tage können wir behaupten, dass die Fahrt über den Highway selbst etwas eintönig war. Er besteht hauptsächlich aus langen Geraden, die einen wellenförmig dem Horizont entgegen bringen, dies übrigens über eine Strecke von rund 1.670 Kilometern. Es gab landschaftlich hauptsächlich Büsche, Bäume und Wüste zu sehen. Anfangs sorgten eher einige kleine Orte wie Kimba für eine nette Abwechslung.

Auch wenn das Städtchen wirklich nicht groß ist, hat es einiges zu bieten. Dort gibt es neben einem schön gestalteten Silo und einer großen Galah-Statue (Rosa-Kakadu) ein Schild, was Reisende darauf hinweist, dass man sich gerade auf der Mitte der Strecke durch Australien befindet. Vom wo aus dies gemessen ist, wird zwar nicht verraten, aber da wird einem die Größe des Kontinents nochmals richtig bewusst. Wir haben hier und heute übrigens bereits knapp 15.000 km auf der Straße zurückgelegt.

Zudem stellt Kimba Reisenden zwei sehr günstige Möglichkeiten zum Übernachten zur Verfügung. Den kostenlosen Campingplatz fuhren wir diesmal nicht an, sondern sind direkt zum zweiten Campingplatz mit der "Honesty-Box" und hatten Glück, dass noch ein Plätzchen zwischen den australischen Campern für uns frei war.

Das Schönste an diesem gut gepflegten Campingplatz war aber die saubere Dusche, in der man für einen Dollar zwei Minuten heißes Wasser bekommt. Eine wahre Wohltat :) Aron packte die Gelegenheit am Schopf, schlüpfte direkt in seine Laufschuhe und nutzte die anschließende Dusche richtig aus. Er hat zwar kalt geduscht, aber laufendes Wasser allein ist doch schon zu einem seltenen Luxus geworden :)

Nach ein paar leckeren Känguru-Burgern ließen wir den Abend noch mit einem Bundaberg-Rum gemütlich ausklingen, bevor wir früh ins Bett gingen. Die letzten Tage waren durch die sengende Hitze und die Strapazen beim Fahren wirklich sehr anstrengend und steckten uns doch noch ein wenig in den Knochen.

Am nächsten Morgen wachten wir seit langem richtig erholt auf und waren fit genug, noch eine Runde laufen zu gehen, bevor wir nach einem schnellen (leider fliegenverseuchten) Frühstück aufbrachen.

 

Auf unserem Weg weiter nach Westen machten wir mehrmals Halt, um unseren Schlafplatz wieder in unterschiedlichen Buschcamps, einfach etwas abseits der Straße, aufzuschlagen. So fanden wir auch wieder mal mehr zufällig das eine oder andere Sehenswerte, was in keinem unserer Reiseführer stand.

 

Die etwas holprige Fahrt zur Wigunda Cave war nicht allzu spektakulär und nur von kurzer Dauer. Wir wussten nicht wirklich, was uns erwarten würde, aber als das Ziel zum Greifen nahe war, wurde der schmale Weg breiter und führte uns auf eine Art Platz.

Die Sicht wurde frei für das, was sich dort verbarg. Unsere Augen weit aufgerissen, standen wir (noch in sicherer Entfernung) direkt vor einem riesigen bedrohlich wirkenden Schlund. Kaum zu glauben, was sich alles durch Jahrtausende lange Erosion bilden kann.

Die Nullarbor-Region liegt direkt an der Küste und besteht aus Karstgestein. Das Areal ist weltweit das Größte seiner Art. Es haben sich durch Wind und Wasser riesige Tunnelsysteme und Höhlen unterhalb dieser Region gebildet und sie ist praktisch an vielen Stellen hohl.

Diese Höhlen sind sehr weit verzweigt, manche sind über kilometerweite Entfernungen miteinander verbunden und in anderen wiederum haben sich unterirdische Seen gebildet. Diese sollte allerdings nur von erfahrenen Cave-Tauchern besucht werden.

Viele weite Teile dieses unterirdischen Labyrinths sind zur Zeit noch komplett unerforscht. Neben den großen Höhlenlöchern gibt es aber auch noch kleinere Sink- und Blowholes, die quasi überall sein können. Es sind zum Einen einfach nur ziemlich tiefe Löcher und zum Anderen eine Art Lüftungsloch für die unterirdischen Höhlen.

Bei dem Blowhole handelt es sich um ein seltenes geologisches Phänomen, da zwischen dem für sich eigentlich geschlossenen Höhlensystem und der Umgebung die Luft aufgrund der Druckdifferenz entweder angesaugt oder ausgestoßen wird. Dabei können Geschwindigkeiten von 72 km/h erreicht werden. Also besser nicht einfach quer über die Fläche laufen, sondern eher auf dem Pfad bleiben, um nicht verschluckt zu werden ;)

 

Der Eyre Highway verbindet South Australia mit Western Australia und zum Glück informierten wir uns noch früh genug über die Quarantänebestimmungen von Western Australia.

Dort sind die Regelungen gefühlt noch strenger als in South Australia, denn es darf absolut kein Obst, Gemüse oder gar Honig eingeführt werden. Und davon hatten wir noch reichlich auf Lager.

Also fielen die Zwischenmahlzeiten etwas üppiger aus als sonst und wir kochten in den nächsten Tagen sehr große und gemüsereiche Gerichte zum Abendessen. Auch das Frühstück wurde sehr honiglastig und wir fanden heraus, dass Honig mit Erdnussbutter sehr sehr lecker schmeckt :) Ansonsten hätten wir nur eine Option gehabt: die Lebensmittel entsorgen. Und das sehen wir nicht ein, es hat ja schließlich auch Geld gekostet. Auch hier sind die Gründe dieser strengen Regelungen die Gleichen wie in South Australia. Western Australia ist frei von Erkrankungen aller Art bezüglich der Nutzpflanzen und kann so fast ohne Einschränkungen weltweit exportieren.

An der Grenze angekommen wurden wir freundlich vom Zollbeamten begrüßt und durften, nach ein paar Fragen und einem kurzen prüfenden Blick in den Kühlschrank, auch schon wieder weiter fahren.

 

Um zur Madura-Cave zu kommen, mussten wir auch vom Highway abfahren und 10 km über eine Gravelroad, aber dieser Umweg hat sich wirklich gelohnt.

Auch diese Höhle öffnete sich ziemlich plötzlich, war aber nicht so tief. Der Zugang war flach und so konnten wir einfach hinunter steigen. Die eigentliche Höhle begann aber erst ganz unten, versteckt hinter einem kleinen Durchgang. Also gab es für Aron kein Halten mehr: er ging mit Taschenlampe und Kamera bewaffnet hinein und Lara wartete lieber im vorderen Bereich. Nach ein paar Metern im gebückten Gang, konnte er sogar wieder normal stehen. Die Höhle an sich ist gut 100 Meter lang und etwas weiter hinten waren zwei Löcher in der Höhlendecke, durch die das Tageslicht gleißend hell hinein schien. Angeblich gibt es in der Höhle auch Schlangen, zum Glück haben wir aber keine gesehen. Das tote Känguru vor dem Eingang hat auch gereicht.

 

Ein paar Kilometer weiter fanden wir eine alte Schulruine nicht weit von der Straße entfernt. Sie wurde im Jahre 1892 erbaut und erst 1957 aufgegeben. Neben der alten Ruine liegt ein tiefer Brunnenschacht ohne Abdeckung, aber mit den rostigen Überresten einer Leiter darin, von der leider einige Meter fehlten. Eigentlich schade, dass man nicht mal hinabsteigen konnte. Wäre bestimmt interessant gewesen, sich dort mal ein wenig umzusehen.

 

Der Highway ist an sich nicht sonderlich spannend und abwechslungsreich. Manchmal hatten wir das Gefühl nicht wirklich von der Stelle zu kommen und waren überrascht, wie weit wir dann doch gefahren sind. Am Tag haben wir im Schnitt etwa 250 - 300 Kilometer gemacht.

Vor allem wenn man sich auf der "90 Mile Straight Road" befindet. Das ist Australiens längste gerade Straße und liegt in Western Australia. Es geht 144,84 Kilometer einfach nur schnurstracks geradeaus. Dabei muss man höllisch aufpassen, keinen Unfall zu bauen oder gar einzuschlafen.

 

Sollte doch mal etwas passieren, ist auf dem Highway an mehreren Stellen eine provisorische Landepiste für die Royal Flying Doctors. Es kann also durchaus passieren, dass vor einem ein Flugzeug auf dem Highway runtergehen muss.

 

Glücklicherweise hatten wir ja genügend Zeit mitgebracht und konnten ganz entspannt in mehreren Tagen die 1.670 km von Port Augusta bis nach Norseman durchfahren. Anschließend freuten wir Naturfreaks uns dann aber doch sehr, als wir endlich wieder in der Zivilisation ankamen. Willkommen in Norseman / Western Australia.

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