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Coober Pedy - Das Werk eines Wahnsinnigen

Am nächsten Morgen wurden wir beide recht früh wach und kletterten direkt aus dem Zelt, um uns fertig für Coober Pedy zu machen.

Die Stadt wurde 1915 gegründet, nachdem dort die ersten Opalvorkommen entdeckt wurden. Und da die Ader nicht erschöpfte, Coober Pedy ist bis heute die Opal-Hauptstadt der Welt, ließen sich 1916 die ersten Bergarbeiter nieder.

Weil es in der Region gerade im Sommer unerträglich heiß und im Winter auch ziemlich kalt wird, haben die Menschen eine gute Lösung gefunden, um dort zu leben. Sie haben einen Großteil ihrer Häuser in den Berg hineingebaut und so liegen nur die Eingangsbereiche sichtbar außen vor und die Schornsteine auf den Hügeln. Es gibt neben Wohnhäusern sogar ganze Museen, Hotels und Kirchen, die komplett unter der Erde angelegt sind.

Heutzutage, es gibt ja mittlerweile Klimaanlagen, sind aber sehr viele Gebäude, wie Wohnhäuser, Werkstätten, ein Autokino (leider an diesem Tag geschlossen) und der Supermarkt komplett oberirdisch gebaut. Wir hatten uns eigentlich vorgestellt, dass nahezu alles unterirdisch wäre und die Stadt nur aus Hügel bestünde. Trotzdem ist die Stadt absolut sehenswert.

Ein Zitat aus unserem Reiseführer trifft es eigentlich ziemlich gut:
"Die apokalyptische Landschaft um Coober Pedy sieht aus, als wäre sie das Werk eines Wahnsinnigen." (National Geographic, Australien, Ausgabe 2017, Seite 308)

 

Wir besuchten ein echtes unteririsches Haus etwas außerhalb der Stadt, das Haus von der lokalen Legende Crocodile Harry, welches er komplett selbst in den Felsen gehauen hatte.
Er wurde 1925 in Lettland geboren und wanderte nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1951 nach Australien aus. Er jagte zu seiner Zeit über 40.000 Krokodile und war für Paul Hogan eine Inspiration für die uns allen bekannten "Crocodile Dundee Filme" (lustigerweise waren das genau die Filme, die unser beider Interesse unabhängig von einander für Australien weckten).

Das war aber nicht sein einziger Kontakt mit Hollywood, denn 1985 kam sein Haus ebenfalls in "Mad Max- Jenseits der Donnerkuppel" vor.

Seit den frühen Achtzigern kommen immer wieder viele Touristen zu seinem Haus, um es gegen eine kleine Gebühr zu besichtigen und sich dort an den Wänden zu verewigen. Wir stehen jetzt auch irgendwo ;)
Von innen schaut es wie eine riesige, kitschige Sammlung von Kram aus. Es gibt wahnsinnig viel zu entdecken.
Leider konnten wir Crocodile Harry nicht mehr selbst antreffen, denn er ist 2006 verstorben und wurde auf dem naheliegenden Friedhof beigesetzt.

 

Anschließend füllten wir noch unseren Getränkevorrat im Supermarkt auf und besuchten das kostenlose Museum der Umoona Opal Mine, welches ebenfalls komplett unterirdisch im Berg liegt. Es gibt neben der Geschichte der Opalminen, auch etwas zur Kultur der Aboriginies und zu den fossilen Ausgrabungen in der Gegend um Coober Pedy zu erfahren.
Die Fossilien haben uns am meisten fasziniert. In der Region um Coober Pedy wurden fossile Knochen des Ichthyosaurus gefunden und Gussstücke ausgestellt.

In den Achtzigern fand ein Polizist aus Coober Pedy zufällig einen riesigen, 120 Millionen Jahre alten Ammonith, den er zunächst fälschlicherweise für einen alten Autoreifen hielt und diesen entfernen wollte. Zum Glück bemerkte er aber schnell, dass sein Fund doch wertvoller war und nun ist die Fossilie unbeschadet im Umoona Opal Mine Museum zu sehen.

Für die erste einstündige Führung des Tages durch die Mine selbst, waren wir leider etwas zu spät dran und auch wenn der Stollen dreimal pro Tag besichtigt werden kann, entschieden wir uns es auszulassen.

 

In Coober Pedy haben Touristen sogar die Möglichkeit ihr Glück beim Schürfen nach Opalen zu versuchen. Innerhalb der Stadtgrenzen ist es zwar ohne Erlaubnis illegal, aber man darf sich in einem abgegrenzten Bereich auch ohne Lizenz und ohne Werkzeug auf die Suche begeben.
Bei der Hitze von über 35 Grad wollten wir uns das aber nicht antun und so hieß es für uns schon wieder "Bye, bye Coober Pedy!" Wir haben das besondere Flair, die Geschichte und die Gastfreundschaft der Stadtbewohner wirklich genossen. Aber gefühlt hatten wir schon alles gesehen und waren froh wieder raus zu kommen, denn letztendlich ist Coober Pedy auch wieder nur eine Stadt, wenn auch eine wirklich Außergewöhnliche.

Von Coober Pedy aus kann man auf dem Stuart Highway entweder Richtung Norden ins Northern Territory über Alice Springs nach Darwin oder südlich nach Port Augusta fahren. Und da wir in Alice Sprungs vor vier Jahren schon mal waren und auch die beginnende Regenzeit im Norden manche Straßen zur Zeit unpassierbar macht, fuhren wir also wieder zurück nach Süden. Diesmal aber über einen asphaltierten Highway - eine echte Wohltat nach der stundenlangen Tortour über die Gravelroad.

Da wir nach einer gefühlt viel zu langen und recht langweiligen Fahrt auf dem Stuart Highway ziemlich müde waren, entschieden wir uns ca. 140 km vor Port Augusta auf einem kostenlosen und staubigen Buschcamp ohne Toilette Halt zu machen. Einen Spaten haben wir schließlich auch an Bord.

Der Platz war eigentlich recht schön, denn wir konnten etwas weiter von der Straße und dem Lärm wegfahren und hatten nur die Bahnschienen des "Ghan" neben uns, aber der kam nicht vorbei. Wir hatten durch die Bäume sogar Sicht- und etwas Windschutz und zunächst dachten wir, dass der Wind zu späterer Stunde nachlassen würde. Leider aber weit gefehlt. Wir genossen unser Abendessen und einen unglaublich tollen Sonnenuntergang und verkrochen uns in unser Dachzelt.

Sonnenuntergang unweit des Stuart Highways
Sonnenuntergang unweit des Stuart Highways

Die Nacht war nicht sonderlich erholsam, denn der Wind peitschte permanent ruckartig an unserem Zelt, was leider zu laut war um tief und fest zu schlafen. Es stürmte sogar so heftig, dass es uns die Spannseile des kleinen Vorzeltes aus den Verankerungen riss und wir mehrfach aufstehen mussten, um sie wieder zu befestigen.


Morgens dachten wir, dass das Zelt durch den rüttelnden Wind kaputt gerissen sein müsse und trauten uns kaum heraus. Als wir dann doch einen Blick wagten, waren wir erleichtert, denn alles war noch an seinem Platz.

Rundum glücklich kein neues Zelt kaufen zu müssen, setzten wir unsere Fahrt nach Port Augusta fort und kümmerten uns darum, alles vom Kühlschrank, über Wasserkanister und Gasflasche, bis zum Tank aufzufüllen, was bei unserem Abenteuer durch das Outback an Volumen geschrumpft war.

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