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Roadtrains, Rinder und weite karge Steppe

Nach der Show in Charters Towers brauchte unsere Schaustellerfamilie Hilfe, um alle Trucks zum nächsten Stopp nach Cloncurry zu bringen, denn es waren nicht genug Fahrer vor Ort.

 

In dieser misslichen Lage war Aron glücklicherweise genau der Richtige dafür, denn er darf Trucks bis zu 12 Tonnen und max. 4 Achsen fahren. Und da sich unser Auto nicht von alleine bewegt, war es Laras Job, unseren Pajero 500 km heil durch das australische Outback zu befördern.

Zur Orientierung braucht es hier übrigens nicht viel, denn es führt nur eine Straße weiter ins Landesinnere von Charters Towers nach Cloncurry.

Schon nach einigen Minuten auf der Straße, konnten wir die abwechslungsreiche Natur des australischen Outbacks bewundern: von mäßig bewaldeten und felsigen Hügeln, über karger werdende Steppe, bis hin zu trockenem Weideland gab es einfach alles zu bestaunen und überall dazwischen lugte der berühmte rote Sand hervor.

Es ist schwierig, die Gefühle in Worte zu fassen, die wir während der Fahrt über diese staubige Straße mitten im Nirgendwo hatten. Der Blick nach vorne auf die schier unendliche Straße bot uns einen kilometerweiten Blick dem Horizont entgegen. Das Gefühl von grenzenloser Freiheit verstärkte sich mit jedem Atemzug und die Gedanken schwirrten nur so davon, beschwingt durch das Rattern der Reifen und der Musik im Hintergrund.

 

Zeitweise war es sogar regelrecht einsam auf der Straße, denn allzu viel Verkehr gibt es hier nicht. Dennoch begegnete einem ab und zu ein anderes Auto oder ein riesiger Roadtrain donnerte an uns vorbei. Roadtrains bestehen aus bis zu 4 Anhängern und sind bis zu 53m lang. Zum Vergleich: in Deutschland darf ein LKW maximal 18m lang sein. Überholt man einen Roadtrain, muss man also direkt mal den 3-fachen Überholweg einplanen.

Was allerdings sehr gefährlich ist, sind überholende oder einem entgegenkommende Roadtrains. Der letzte Anhänger neigt bei seitlichen Bewegungen gern dazu zu schlingern und so kann es sein, dass man plötzlich die eigenen Fahrspur mit einem ausscherenden Anhänger teilen muss...

 

Kurz bevor es stockfinster wurde, legten wir einen Zwischenstopp in Richmond ein, da es durch allerhand Getier (Kängurus und Rinder) auf den Straßen gefährlich werden kann, wenn man in der Dunkelheit durch das Outback fährt. Bei einem Saleyard für Rinder fanden wir einen kostenlosen Stellplatz.

Nach einer kurzen Nacht brachen wir am nächsten Morgen direkt nach Sonnenaufgang Richtung Cloncurry auf.

 

Gefahren wurde gemeinsam im Konvoi, genau wie am Tag zuvor. Dabei waren wir also im ständigen Funkkontakt mit all unseren Fahrern, so kam erst recht richtiges Truckerfeeling auf ;) In unserem Pajero haben wir ja auch ein eigenes Funkgerät. Auch wenn man die Hälfte der Funksprüche durch das Knacken in der Leitung nicht versteht, bietet es einem Sicherheit und Hilfe im Notfall.
So werden beispielsweise auch Warnungen vom Fronttruck an die übrigen Fahrzeuge mitgeteilt. Unsere lautete: eine riesige Rinderherde wird über die Straße getrieben, durch die wir hindurchfahren müssen.


Umleitungen gibt es übrigens nicht, denn es gibt ja nur diese eine Straße Richtung Cloncurry. Also Augen zu und durch!
Der Anblick von zigtausenden Rindern auf und neben der Straße ist nervenaufreibend, denn gefahren wird im Schneckentempo und man muss aufpassen, dass man kein Rind anfährt oder erschreckt, denn sonst tritt es gegen das Auto.


Die Rinder kommen von vorne, von hinten, von rechts und links, mal langsam, mal schnell. Gleichzeitig muss man darauf achten, dass man seinen Vordermann nicht zu nah kommt und ihm vielleicht ins Auto fährt oder gar ein Rind einquetscht.
Zwischendurch reiten dann aber auch Cowboys auf Pferden durch die Herde, um die Rinder weiterzutreiben oder auseinander zu scheuchen. Und immer dabei: viele, viele Hunde.


Lara fuhr ganz am Schluss des Konvois und hatte nach kurzer Zeit nicht nur Rinder um sich herum, sondern auch noch den Kühlergrill eines Roadtrains direkt hinter sich. Das beruhigt nur bedingt ;)
So kam es, dass wir alle für die eigentliche Strecke von nur drei bis vier Kilometern locker 40 Minuten brauchten.

 

Nach diesem Erlebnis war der Rest der Strecke ein Kinderspiel und wir kamen alle wohlbehalten noch bei Tageslicht auf dem Rodeoground in Cloncurry an.

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Kommentare: 1
  • #1

    Peki (Dienstag, 27 August 2019 04:51)

    und ihr wart nicht im Dinosauriermuseum in Richmond? Das ist sooo interessant.