· 

Mit "El Chepe" durch den Kupfercanyon

Morgens um 6 Uhr war die Abfahrt mit "El Chepe" nach Creel. Für uns hieß es also, früh aufstehen. Am Bahnhof angekommen, werden einem der Waggon und die Sitzplätze zugewiesen. Wir hatten Glück: wir durften in den letzten Waggon und saßen in Fahrtrichtung rechts, was die schönere Aussicht sein soll.

Das Gefühl war etwas befremdlich, als plötzlich bewaffnete Soldaten durch den Zug marschierten. Sicherheit wird hier eben ernst genommen.

Pünktlich um 6 Uhr setzte sich der Zug, der aus 5 Lokomotiven und 13 Waggons bestand, langsam und schaukelnd wie ein altes Schiff in Bewegung. Draußen war es noch dunkel, am Horizont konnten wir die aufgehende Sonne nur erahnen.

Insgesamt gibt es 3 Klassen, wovon wir die günstigste gebucht haben. Wir fühlten uns aber wir kleine Könige, denn die Sitze im Zug sind wie Sofas und total bequem - nur halt etwas in die Jahre gekommen, aber das macht ja erst den besonderen Charme aus. Wann immer der Zug abbremst, geht zunächst ein unangenehmer Stoß durch den Zug, auch das mag dem Alter der Waggons geschuldet sein.

Ab und zu kam mal ein Verkäufer mit einem Servierwägelchen durch den Gang, um Burritos, Tacos, Snacks und Getränke zu verkaufen.

Gestartet sind wir auf Meeresniveau mit nur 15m Höhe. Überall um uns herum war Wüste mit einzelnen Kakteen. Danach wechselte schleichend die Natur in ein Mischmasch aus Laubbäumen und Kakteen. Je höher wir kamen, desto mehr Nadelbäume erstreckten sich neben den Gleisen. Hier und da sah man auch umgefallene Güterwaggons teils neben den Gleisen, teils in den Schluchten. Es ist schon ein abenteuerliches Gefühl. Der Zug fährt die gesamte Zeit aber sehr langsam, so hat man viel Zeit die schöne Umgebung zu bewundern.

Auf halber Strecke stand der Zug rund eine Stunde still, da wir erst auf den verspäteten Zug aus der Gegenrichtung warten und ihn durchlassen mussten.

Die Aussicht während der Fahrt war sagenhaft schön und abwechslungsreich. Der Zug schlängelte sich regelrecht am Absatz des Berges entlang in die Höhe. Währenddessen passierten wir sehr viele Tunnel und Brücken und es gab nach jeder Biegung und jedem Tunnel wieder etwas Neues zu entdecken. In zwei Tunneln hat der Zug sich um 180 Grad gedreht.

Zwischen den Waggons waren die Fenster geöffnet, sodass wir den Kopf in den Wind halten konnten - fuhr der Zug in den Tunneln langsamer, wurde die Luft aber vom Diesel der Lokomotiven derart geschwängert, sodass es einem schwer fiel zu atmen. Da wir im letzten Waggon saßen, konnten wir sogar den Blick nach hinten genießen.

Am Canyon in El Divisadero blieb der Zug rund 20 Minuten stehen, so konnten wir aussteigen und zum nahegelegenen Aussichtspunkt gehen. Der Kupfercanyon ist einfach atemberaubend. Mit bis zu 1800m Tiefe ist dieses rund 50km lange Schluchtensystem direkt 4x so groß wie der bekanntere Grand Canyon der USA.


Bevor der Zug weiter fuhr, deckten wir uns an den Verkaufsständen der Tarahumara mit leckeren Tortas ein, um den kleinen Hunger zu stillen, bevor wir dann kurz darauf in Creel eintrudelten. Hier endet die Zugfahrt für uns.

Insgesamt waren es heute 11 Stunden Bahnfahrt, wir haben über 2500 Höhenmeter erklommen und fast 500km Strecke auf den Gleisen zurückgelegt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0